Sacha Beuth
Der deutsche Rocker Udo Lindenberg dürfte auch jüngeren Generationen bekannt sein. Ebenso einer seiner grössten Hits: «Der Sonderzug nach Pankow» aus dem Jahr 1983. Darin fordert Lindenberg den damaligen DDR-Staatschef Erich Honecker auf, doch auch einmal in Ostdeutschland auftreten zu dürfen. Und er benutzt dabei den Begriff «Oberindianer» für Honecker.
In den 80er Jahren juckte diese Bezeichnung kaum jemanden. Doch heute ist das anders. In den woken Gesellschaften des Westens wird «Indianer» inzwischen als kolonialistisch-rassistisch aufgefasst. Darum beschloss kürzlich das Berliner «Humboldt Forum», Lindenbergs Lied, welches demnächst bei einer Veranstaltung durch einen Chor vorgetragen werden soll, zu zensieren. Der Begriff soll beim Singen einfach ausgelassen werden. Ausser acht gelassen wird dabei jedoch einerseits, dass das Wort «Indianer» zumindest in Europa überwiegend positiv behaftet und darum nicht rassistisch-herabwürdigend ist. Und dass man sich andererseits mit derlei Aktionen in heikle Gewässer begibt (Wer bestimmt, was ein «böser» Begriff ist?). Ganz abgesehen davon erscheint es zudem merkwürdig, dass die, welche am lautesten «Rassismus» schreien, oft gar nicht die Betroffenen, sondern selbsternannte Sprachpolizisten weisser Hautfarbe sind.
Sacha Beuth, Redaktor