Jan Strobel
Mein Stadtquartier Zürich-Altstetten ist ja gewissermassen eine riesige Spielwiese für Stadtplaner, Architekten, Bauunternehmer und Verkehrsplaner. Von ihren Ateliers und Büros aus segnen sie die Bevölkerung mit ihren «Visionen». Das Resultat ist leider allzu oft ernüchternd – oder anders gesagt: wenig erbaulich. Wie diese grossen Planungen die kleine Welt des Quartiers direkt betreffen, wurde mir neulich beim Gespräch mit einem Mitarbeiter eines lang eingesessenen und beliebten Geschäfts in der Nähe des Letziparks deutlich. Seinen Namen und auch den des Geschäfts wollte er nicht in der Zeitung lesen. Mit der Velovorzugsroute und den sich radikal veränderten Zufahrtswegen und neuen Fahrverboten sei sein Umsatz während des letzten Jahres um einen Drittel zurückgegangen, erzählte er. Für die Kunden und vor allem auch die Lieferanten werde die Anfahrt zum Geschäft immer komplizierter, nervenaufreibender. Und natürlich stehen auch hier bereits die Baugespanne für einen Neubau bereit. Das Geschäft wird also bald verschwinden – und in die Agglomeration ziehen. Das Fazit des Mitarbeiters: Die Zukunft sei dort vielversprechender als in der Stadt.
Jan Strobel, Redaktor