Stefan Haupt, Filmregisseur (Zwingli etc.), Autor und
Produzent aus Zürich
Während der Ölkrise im Jahr 1979 war ich Austauschstudent in den USA. Ich erinnere mich gut an einen aufgebracht donnernden Mitschüler: «They (der Iran) are making a fool out of us! Why don’t we just go there and take the oil we need?»
Diese Arroganz eines 17-Jährigen, sich einfach selbstherrlich zu nehmen, was man will, auch wenn es einem nicht gehört, schockierte mich. Es ist dieselbe unfassbare Selbstherrlichkeit, die mich auch beim neugewählten amerikanischen Präsidenten schockiert.
Noch mehr schockiert mich hingegen, dass unser Bundesrat Albert Rösti zu diesem selbstsüchtigen, rücksichtslosen Egomanen «tendiert». Ein Mitglied unserer Landesregierung tendiert also zu einem verurteilten Straftäter, der Hass schürt, die Demokratie verachtet, Abtreibungen verbieten will, gegen Wehrlose hetzt und ausserdem die Klimakrise leugnet?
Letztlich verwundert es mich dann doch nicht nur, da Bundesrat Rösti ja auch Subventionen für Nachtzüge streicht, aber 5,3 Milliarden Franken in den Autobahnausbau stecken will und meint, die Demokratie in unserem Land zu schützen, indem man der «SRG» die Mittel kürzt.
Was also tun? Vielleicht beginnt Veränderung immer zuerst mit Wahrnehmen. Oder auch Lesen. Zum Beispiel die «Geschichte eines Deutschen, Erinnerungen 1914–1933», von Sebastian Haffner. Das Buch, bereits 1939 (!) mit luzider Wachheit geschrieben, kann helfen, die Augen nicht zu verschliessen vor den aktuellen, brandgefährlichen politischen Entwicklungen.
Wie auch das Buch «Furchtlose Wahrheiten» des Ende 2023 verstorbenen FDP-Ständerats Dick Marty. Dieser Mann hat mich genauso gepackt mit seiner Furchtlosigkeit, unbequeme Dinge zu benennen und sich bedingungslos für die Menschenrechte einzusetzen. Wenn ich da an die heutige Politik der FDP denke, vermisse ich ihn gleich doppelt.