Min Li Marti, Verlegerin und SP-Nationalrätin.
Ich fahre nie Auto. Das ist angesichts der Tatsache, dass ich schon lange nicht mehr gefahren bin und es auch nie gut konnte, vermutlich positiv zu werten. Nun bin ich nicht grundsätzlich gegen Autos, sie sind für gewisse Zwecke praktisch. Dafür habe ichMobility und einen Mann, der lieber fährt als ich.
Woran ich mich aber doch noch erinnern kann, ist, dass mir selbst ein wenig unangenehm war, wie ich mich im Auto über alle anderen aufregte. Nun rege ich mich als Velofahrerin auch über die immer grösser werdenden Autos auf, die die Velowege versperren. Als Fussgängerin rege ich mich über Velofahrer auf, die auf dem Trottoir fahren. Als Trampilotin fände ich ja die Fussgängerinnen furchtbar, die ohne zu gucken über die Gleise latschen. Aber als Autofahrerin nervten mich ja alle. Ich verstehe daher auch emotional, dass man nicht gerne Stau hat.
Und tatsächlich ist vieles im Verkehr sehr emotional, auch wenn es um den Autobahnausbau geht. Zwar sagen fast alle Expertinnen, dass der Ausbau von Strassen zu mehr Verkehr führt. Und dass es auch nichts bringt, wenn man die Kapazität auf den Autobahnen erweitert, wenn sich der Verkehr dann in den Städten und Gemeinden staut. Trotzdem scheint der Autobahnausbau für viele eine gewisse Logik zu haben: Mehr Menschen brauchen halt mehr Platz. Nur kann man wohl die Verkehrsprobleme nicht lösen, wenn man nicht etwas Emotionalität aus der Sache nimmt. Letztlich geht es um eine Frage der Effizienz: Um eine Person von A bis B zu transportieren, ein Gefährt mit mehr als einer Tonne Gewicht (und habe ich schon gesagt, dass die Autos immer grösser werden) in Bewegung zu setzen, ist nun mal nicht die effizienteste Art und Weise. Wenn wir also weniger Staus wollen, dann muss man all die unnötigen Fahrten wegbringen. Das ist nicht nur einfach und braucht etwas Innovationskraft. Geld dafür hätten wir genug, wenn wir auf den unnötigen Autobahnausbau verzichten.
Min Li Marti, Verlegerin und SP-Nationalrätin