Christian Messikommer
Ich bin nicht religiös, aber ich bin ein totaler Fan von Jesus’ Geburtstagsparty. Die Original-Fete war ja in Bethlehem, einem Vorort von Bern, in einem Stall mit Nutztieren und landwirtschaftlich Beschäftigten, dazu kamen noch einige wohlhabende Expats mit Geschenken. Das hat schon was Inklusives, so eine rustikale Stehparty in der Agglo mit Vertretern verschiedener Gesellschafts- und Einkommensklassen.
Früher, so als Kind, bin ich ja innerlich gestorben, wenn ich ein Päckli mit meinem Namen unter dem Baum gefunden habe und der Inhalt fühlte sich stoffig-flauschig-weich an. Wozu hatte ich den halben «Franz Carl Weber»-Katalog angekreuzt? Das war ein hartes Stück Arbeit!! Für ein Calida-Pischi??!? Trotzdem danke. Das hat sich übrigens mit zunehmendem Alter geändert: Mitte 20 habe ich mal ein Game geschenkt bekommen, dabei brauchte ich dringend Socken und Unterwäsche. Aber hey, der gute Wille zählt.
Die Adventszeit ist nur schon ein Riesenspass, weil je näher das Jahresende rückt, desto ungehemmter wird in Büros Alkohol konsumiert. All die Flaschen, die sich im Laufe eines Jahres als Kundengeschenke oder überzählige Apéro-Einkäufe angesammelt haben, müssen ja mal ihrer Bestimmung zugeführt werden. Die Adventszeit ist dazu perfekt. Nachmittägliche Trunkenheit gehört da schon fast zum guten Ton. Das Beste ist, man kann bei all diesen Apéros Mitarbeitende oder Verwandte dermassen abfüllen, bis die eine Affäre zu- oder andere Peinlichkeiten von sich geben. A propos: Wenn Sie noch nicht so ganz mit der jungen Tradition der hässlichen Weihnachtspullis vertraut sind, stellen Sie sicher, dass die andere Person wirklich einen solchen trägt, bevor sie ein Kompliment für besondere Hässlichkeit aussprechen.
Jetzt, wo wieder Mariah Carey und George Michael ohne Pause im Dudelfunk gespielt werden, die Weihnachtsdeko seit Mitte Oktober in den Läden und seit einigen Tagen sogar in den Strassen strahlt, kann ich Ihnen versichern, dass es auch in der heutigen Zeit der neuen Sprach-Empfindlichkeit nicht rassistisch ist, wenn Sie sich weisse Weihnachten wünschen.
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Christian Messikommer ist Journalist, verheiratet und Vater zweier Töchter