Matthias Ackeret ist Journalist und Verleger
Weihnachtszeit ist Wunderzeit. Es ist erstaunlich, welch magische Wirkung die letzten Tage des Jahres immer noch erzielen: trotz aller konfessionellen, politischen, geschlechtlichen und auch geografischen Unterschiede. Kaum leuchtete «Lucie» vor drei Wochen exakt um 18 Uhr über der Bahnhofstrasse auf, verstummten alle zynischen Kommentare und die ideologischen Gräben waren für einen kurzen Moment zugeschüttet.
Kein böses Wort über den bösen Kommerz, stattdessen verharrte die Menschenmenge für einen kurzen Moment und schaute wie verzaubert nach oben. Dass gleichzeitig noch der erste Schnellfall einsetzte, verlieh dem Moment eine Magie, wie sie nicht einmal Künstliche Intelligenz erzielt.
Die biblische Botschaft scheint in diesen Tagen nachhaltiger als jeglicher Polit-Aktivismus. Da passt es auch, dass die SVP vor vierzehn Tagen im Gemeinderat mit ihrem Anliegen, die städtische Hundesteuer um 20 Franken auf 140 Franken zu senken, durchkam. Das ist ein wahres Wunder und wohl noch seltener als der Stern von Bethlehem. Unterstützt wurde die Blocher-Partei von der SP und den Sozialdemokraten. Nur die Grünen und die erstaunlich staatstragenden Grünliberalen vergönnten den Hundebesitzern dieses kleine Weihnachtsgeschenk. Sogar SP-Gemeinderat Florian Blättler, promovierter Physiker und erklärter Katzenliebhaber, stimmte dafür. Wie viele Packungen Kitekat er aber zuvor essen musste, um einem SVP-Anliegen für Hunde zuzustimmen, liess er offen.
Jedenfalls ist es ein Beispiel vorweihnachtlicher Toleranz.
Sollte irgendwann – entgegen meinen Prophezeiungen – die weihnachtliche Beleuchtung über der Bahnhofstrasse wegen Lichtverschmutzung, Umweltbelastung und zu hohem Energieverbrauch doch noch eingestellt werden, geht die Welt nicht ganz unter. Im Notfall leuchtet immer ein Stern über Zürich. Der Genderstern.
Matthias Ackeret, Journalist und Verleger