Andreas Honegger
Wenn man häufig englische TV-Sendungen zum Thema Garten und Gärtnern ansieht, wird einem bald einmal klar, dass mit grossblättrigen Pflanzen auch eine grosse Wirkung erzielt wird. In riesigen Gärten ist dies kein Problem, aber die Engländer bringen es fertig in einem ihrer beliebten kleinen «Fore-» und «Backgardens» mit Pflanzen wahre Dschungel zu gestalten, die inmitten der Agglomerationen und unterstützt vom Golfstromklima von Grossbritannien irgendwie auch im Winter über die Runden kommen: Riesige Palmfarne, Bananenbäume, Bambus, Schilf, Wollmispel, Feigen, Fatsia japonica und «Elefantenohren» Colocasia-Arten aus der Familie des Aronstabs schaffen ein Bild von Üppigkeit wie man es sonst nur aus tropischen Regionen kennt.
Mit der «Winterhärte» ist es bei uns etwas komplexer, da hie und da der Frost bei Bisenlagen zu Totalausfällen führen kann. Selbst in den Rebbaugebieten des Zürichsees gab es Winter, in denen Wollmispeln (Eriobotrya japonica) erfroren sind. – Aber nie alle: an gewissen geschützten Lagen haben selbst grosse Bäume überlebt. In vielen Fällen ist das Microklima ausschlaggebend.
Wesentlich problemloser ist die Gestaltung eines «tropischen» Gartens mit Pflanzen, die bei uns mit wenig Winterschutz auskommen oder gar hier heimisch sind – oder geworden sind. Königin unter den Grossblättrigen ist die Gunnera manicata, das Mammutblatt. Sie braucht einen gewissen Winterschutz, da sie in der kalten Jahreszeit ohnehin «einzieht» und im Frühjahr neue Blätter treibt, ist dieser gut zu gewährleisten. Die chinesische Hanfpalme ihrerseits ist gerade dabei, nördlich der Alpen heimisch zu werden. Gut macht sich unter den Grossblättrigen auch unser Rhabarber – und er liefert im Frühjahr sogar das Dessert. Noch eindrücklicher ist sein Verwandter, Rheum palmatum, der «handlappige Rhabarber» mit tief eingefurchten rötlichen Blättern. Prächtige grosse Blätter bilden auch das Schildblatt (Darmera peltata), das Tafelblatt Astilboides und einige Rodgersien und auch die Hostas (Funkien) kennen sehr grossblättrige Arten.
Andreas Honegger
Journalist & Alt-Kantonsrat