patrick schwarzenbach
Es ging schnell und internationale Firmen, welche zuvor noch auf Diversität pochten und die Regenbogenflagge hochhielten, rollten diese auf Druck der amerikanischen Regierung ein und versteckten sie weit hinten im Schrank. Ein Schelm, wer hier an Wetterfahnen denkt. Fakt ist, dassDiversitätsprogramme, also die bewusste Pflege der menschlichen Vielstimmigkeit, nun zurückgefahren werden – und zwar nicht nur weit weg im Land der Googles und Metas, sondern auch in Bern und Zürich.
Fragen Sie die Unternehmen, welche mit der US-Botschaft zu tun haben oder fragen Sie die ETH. Und wenn Sie die Antwort nicht scheuen, fragen sie gleich weiter, und kommen sie mit den Angehörigen der christlichen Tradition ins Gespräch, denn für die Gläubigen von Florida bis Alaska ist klar, dass sich ihr Kampf gegen die Diversität schon in der Bibel findet – schon dort gäbe es nur richtig und falsch, Mann oder Frau, Ja oder Nein.
Womit sie natürlich fundamental falsch liegen. Denn schon die eine Geschichte um Jesus Christus, das Herzstück des Neuen Testaments, wird in vier vielstimmigen Versionen, in vier Evangelien erzählt.
Natürlich gab es immer wieder Versuche, die vielen Zeugnisse in Eines zusammenzuschmelzen, dagegen hatte sich aber die heilige Geistkraft stets sanft gewehrt. Offenbar ist die Welt und die Wirklichkeit Gottes so vielseitig und farbig, dass sie nur in ihrer Diversität gut abgebildet werden kann. Schmölze man sie ein, schaltete man sie gleich, sie würde falsch und unwahr, eng und banal.
Ob dies auch für kreative Unternehmen und innovative Forschungsstandorte gilt, masse ich mir nicht an, zu entscheiden, dass aber die Mitte der christlichen Tradition nicht binär sondern trinitarisch ist, steht seit Jahrtausenden fest.
Patrick Schwarzenbach,
Pfarrer in der Offenen Citykirche St. Jakob