Min Li Marti, Verlegerin und SP-Nationalrätin.
«Die Chancen stehen gut, dass Sie – liebe Stimmbürgerin, lieber Stimmbürger – mich am 28. September 2025 reicher machen werden.» Das schreibt Politgeograph Michael Hermann kürzlich in einer Kolumne. Es geht um die Abstimmung zur Abschaffung des Eigenmietwerts. Heute muss ein Hauseigentümer den Eigenmietwert als Einkommen versteuern, also den Betrag, den er mit einer Vermietung erwirtschaften würde. Im Gegenzug dazu kann er Schuldzinsen (Hypotheken) und Unterhaltskosten (z.B. Umbauten) abziehen. Jetzt soll der Eigenmietwert abgeschafft werden. Die Diskussion wirkt mitunter recht kompliziert, weil man sich trefflich über ideale Steuersysteme und Anreize streiten kann, wenn man von der Sache etwas versteht. Und wenn man es nicht tut, wie wohl die meisten, dann zuckt man die Achsel und denkt, es habe nichts mit einem selbst zu tun.
Die ganze Sache ist allerdings viel einfacher, wenn man vom Resultat her denkt. Die Abschaffung des Eigenmietwerts ist in erster Linie ein grosses Steuergeschenk an vermögende, ältere Liegenschaftenbesitzer, von denen es auch im Parlament einige gibt. Dies auf Kosten der Mieterinnen und Mieter, wie Wirtschaftsprofessor Marius Brülhart auf cash.ch ausführt: «Sie (die Mieter) verlieren zwar nicht direkt (…). Aber die Steuerausfälle bei Bund und Kantonen von geschätzt 2 Milliarden Franken müsste jemand auffangen. Das wären immerhin rund 500 Franken pro Haushalt und Jahr. Entweder würden staatliche Leistungen in diesem Umfang zurückgefahren oder andere Steuern erhöht.» Das zweite Problem: Wenn der Steuerabzug für die Unterhaltsarbeiten weggeht, sinkt der Anreiz, seine Liegenschaft auch gut im Schuss zu halten. Die Folge: Mehr Liegenschaften verlottern, weniger Aufträge ans Baugewerbe.
Vielleicht gehören Sie, liebe Leserin oder lieber Leser auch zu jenen, die Marius Brülhart als «gut situierte Haushalte im fortgeschrittenen Alter» bezeichnet, also zu jenen Eigenheimbesitzenden, die ihre Hypothek abgezahlt haben. Wenn nicht, stimmen sie besser nein. Denn sonst zahlen sie die Rechnung.
Min Li Marti,
Verlegerin und SP-Nationalrätin
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Lave am 03.09.2025 15:58:11 Beitrag melden
Eigenmietwert endlich abschaffen
Ich bin dafür diese Ungerechtigkeit abzuschaffen. Ich bin keine Liegenschaften Millionärin und bezahle seit Jahren diesen Unsinn. Ihr Linken nehmt von der Mittelschicht und die Wirtschaft geht auch immer schlechter weil ihr alles über Steuern verordnet.
Lave antworten -
Andrea am 04.09.2025 08:39:14 Beitrag melden
Heuchlerisch
Und wer bezahlt die Rechnungen all der teueren SP-Projekte und Volksinitiativen (nicht zuletzt in der Stadt Zürich, aber auch in der Restschweiz)? Scheinheilige Argumentation der SP, die ja anfangs für die Vorlage war. Deshalb: JA zum Eigenmietwert!
Andrea antworten