Letzte Woche habe ich mein Herz verschenkt. Und zwar an Wendy Holdener (gr. Bild). Nicht, weil sie eine erfolgreiche Skirennfahrerin ist. Mit Sport habe ich nichts am Hut. Wendy berührte mein Innerstes, nachdem ich am Donnerstag auf SRF den DOK-Film «Wendy Holdener und ihr Bruder Kevin – Verbunden über den Tod hinaus» gesehen habe. Kevin (gr. Bild) starb im Februar 2024 im Alter von 34 Jahren nach jahrelangem Kampf gegen den Krebs. Kevin und Wendy waren stets mehr als nur Geschwister. Kevin managte Wendy. Die beiden waren also sowohl auf als auch abseits der Piste ein sehr eingeschworenes Team.
Im Film erleben wir eine tief verletzliche Seite von Wendy. Da ist aber nicht einfach nur eine trauernde Hinterbliebene. Sogar wenn Wendy weint, ist ihre immense Kraft und Liebe zum Leben und dem Skisport zu spüren. Selbst wenn sie am Grab ihres Bruders steht, lächelt sie, wenn sie in Erinnerungen an ihn und die gemeinsame Kindheit denkt. Nebst Wendy kommen auch die Eltern der Geschwister zu Wort. Ich staune, wie viel Kraft und Liebe im Hause Holdener steckt. Selbst die Bilder der Hochzeit kurz vor seinem Tod im Spitalbett zaubert den Holdeners und Kevins Witwe Carmen ein Lächeln auf die Lippen.
Und ich? Ich sitze auf der Couch und weine Rotz und Wasser. Dass ein so junger Mensch aus dem Leben gerissen wird, ist nicht fair. Umso mehr freut es mich, dass sich Wendy nach Kevins Tod für die Umsetzung des Films eingesetzt hat. Kevin hat es so gewollt. Kevin selber war es, der den Filmemacher Michael Bühler kontaktiert hat. Dass er ganz kurz darauf gestorben ist, war nicht geplant. Geblieben ist ein Vermächtnis, das Kevin feiert. Und das einen versöhnlich zurücklässt. Versöhnlich und wieder einmal sensibilisiert. Darauf, dass das Leben keine Selbstverständlichkeit ist. Lassen Sie es uns feiern, als gäbe es kein Morgen. Viva!
Text: Maja Zivadinovic
Bilder: MZ / Instagram