2010 war ein grandioses Jahr. Zumindest TV-technisch. Anno dazumal strahlte 3+ die Sendung «Jung, wild & sexy» zum ersten Mal aus. Das Konzept ist simpel: Ein paar sehr trink- und feierwütige junge Menschen werden im Ausgang und beim Rumhängen von Kameras begleitet. Da wird natürlich gebaggert, «g chörbled» und sich im Suff gezofft. Sätze wie «Ran an die Möpse» von Kandidat Cyril oder «Hosen runter, Beine breit» sind in die – Äxgüsi – An(n)alen eingegangen. Rund 360 000 Schweizerinnen und Schweizer schalteten damals ein, um den Jungen beim Wild- und (Un)-sexysein zuzusehen. Ich war natürlich eine davon. Mehr noch: Ich war auch eine der Ersten, die antrabte, als die Betreiber des damaligen Apartment 22 im Langstrassenquartier zum Public Viewing einluden. Nicht nur wir Fans versammelten uns, um die Sendung gemeinsam zu schauen, zu lachen und Spass zu haben. Auch die Protagonisten gesellten sich zu uns. Ich erinnere mich an den Kandidaten Tobias, der mit seinem Auto vorfuhr, dessen Kofferraum voller riesiger Musikboxen war. Und Tobias? Ganz jung, wild und sexy drehte die Mucke so auf, dass man sie wahrscheinlich bis ans Bellevue gehört hat. Gestört hat das damals niemanden. Im Gegenteil, 3+ gelang ein Kult-Produkt, das bewegte. Das Junge freute und Ältere wahrscheinlich ärgerte.
Heute gehöre ich selber zu den Älteren. Und ärgere mich tatsächlich. Zum einen darüber, dass 3+ nicht aufgehört hat, als es am besten war. Vor zwei Jahren zeigte der Sender eine neue Staffel. Auch aktuell läuft eine (kl. Bild). Ich habe jede Folge gesehen. Grottenschlecht. Null lustig. Nur hohl. Warum ich dennoch einschalte? Nostalgie. Und um mir, ganz Boomerin-mässig, bestätigen zu können: Früher war alles besser! Noch früher war es sogar noch besser. Oder sind Sie jemals darüber hinweggekommen, dass es die Schwarzwaldklinik nicht mehr gibt?
Text: Maja Zivadinovic
Bilder: MZ / 3+