Neulich sitze ich in meinem Lieblingscafé am Helvetiaplatz. Drei Tische weiter winkt mir ein Mann zu. Ich muss zweimal schauen. Es ist Jonathan «Jontsch» Schächter (gr. Bild). Ich habe den Ex-»Energy»-Star sehr lange nicht gesehen. Sein Haar ist grauer, seine Stimme weicher als früher.
Jontsch war vor Jahren das Aushängeschild des Radiosenders. Er moderierte nicht nur im Radiostudio. Jontsch stand auch im Hallenstadion auf der Bühne, wo er durch Grossanlässe des Senders führte. Mehr noch: Als grosser Fussballfan erhielt Jontsch im Jahr 2014 sogar eine eigene Fussball-Sendung, die auf TeleZüri, Tele M1, TeleBärn und TV24 ausgestrahlt wurde. Jontsch war jung, erfolgreich, cool, die Herzen der weiblichen Fans flogen ihm en masse zu. 2020 dann der Knall: Jontsch musste Energy verlassen. Zu den Gründen schwiegen beide Parteien. Heute sagt Jontsch, dass er Auflagen bekommen hat, die er nicht erfüllen wollte. Und gibt zu, dass er sicher auch nicht der einfachste Mitarbeiter war. Es folgte jedenfalls eine Trennung, bei der sich beide Parteien gar nichts gönnten.
Dann wurde es ruhig um Jontsch. Keine Cüplievents, keine Moderationen, nicht mal im Nachtleben war Jontsch anzutreffen. Der Grund: Jontsch ging es nicht gut. Panikattacken, Herzflimmern, Burnout, Klinik. Zwischen Eiskaffe und Kuchen erzählt mir Jontsch davon. Heute ist er bei sich, ruhig, reflektiert. Den «Gion Geilo» müsse er niemandem mehr beweisen. Ganz ohne Rampenlicht will er aber dennoch nicht sein. So hat Jontsch den Podcast «Spaghetti mit Ketchup & Chäs» lanciert, wo er mit Prominenten über deren Schicksalsschläge redet. Ich habe bis jetzt jede Folge gehört und bin Fan. Warum aber dieser Name? «Mein Lieblingsessen!» Ich verstehs. Mein Fünfjähriger auch. Und bevor Sie nun die Nase rümpfen, geben Sie dem Menü eine Chance. Vertrauen Sie mir.
Text: Maja Zivadinovic
Bilder: MZ/PD