Traditionen bewusst leben
Der Circus Conelli kehrt ab dem 23. November zurück aufs Zürcher Bauschänzli. Die Circusmacher Jeremy und Tyron Gasser über neue Nummern und die Bedeutung von Weihnachten. - Von Ginger Hebel
Der Circus Conelli kehrt ab dem 23. November zurück aufs Zürcher Bauschänzli. Die Circusmacher Jeremy und Tyron Gasser über neue Nummern und die Bedeutung von Weihnachten. - Von Ginger Hebel
Zum 33. Mal gastiert der Traditionscircus Conelli auf dem Zürcher Bauschänzli. Ihre Eltern, Roby und Cindy Gasser, haben Sie und Ihren Bruder Tyron in die Geschäftsleitung berufen. Was wollen Sie als nächste Generation anders machen?
Jeremy Gasser: Unser Circus ist eine Herzens- als auch eine Familiensache, darauf sind wir stolz. Allein oder auch nur zu zweit ein Circusprogramm auf die Beine zu stellen, ist unmöglich. Wir ziehen alle an einem Strang. Unsere neusten Attraktionen wie die Schleuderbrett-Truppe Kolfe und die Kontorsionistinnen, die Schlangenfrauen Habesha-Queens, stammen aus Äthiopien, dort ist in den letzten Jahren eine Generation von Weltklasse-Artistinnen und Artisten herangewachsen. Es ist uns gelungen, die besten Formationen zu verpflichten. In unserem Programm setzen wir auf moderne Elemente, gerade in Bezug auf Musik und Licht.
Tyron Gasser: Wir sind dankbar dafür, dass wir gemeinsam als Familie ein abwechslungsreiches Programm für unser Publikum realisieren dürfen. Hohe Qualität steht bei uns an erster Stelle.
Wie lässt sich erfolgreich Circus machen?
Tyron Gasser: Eine offene Kommunikation untereinander ist wichtig, um allen Ideen Platz einzuräumen.
Jeremy Gasser: Gute Planung ist das A und O, wir buchen unsere Artistinnen und Artisten Jahre im Voraus. Die Platzverhältnisse auf dem Zürcher Bauschänzli sind eine logistische Herausforderung. Wir fahren jeweils mit dreizehn Sattelschleppern, Anhängern, Campingwagen und Kassenhäuschen auf. Es ist wichtig, dass beim Aufbau nichts im Wege steht. Sorgen macht uns die Tatsache, dass die Zürcher Innenstadt künftig noch mehr für den Autoverkehr gesperrt werden soll, noch mehr Velowege und Tempo-30-Zonen entstehen, das wird unseren Aufbau und auch die täglichen Shows erschweren – der Conelli in Zürich hängt am Hauptquartier in Lipperswil wie an einer Nabelschnur.
Nach über 40 Jahren hört Dirigent und Bandleader Aleksander Maliszewski altershalber auf. Was bedeutet dies für das Orchester?
Tyron Gasser: Musik löst Emotionen aus und ist ein wichtiges Element im Conelli. Aleksander war ein herausragender Bandleader, wir haben aber Glück, dass der neue Dirigent Jan Zeyland unseren Betrieb und unsere Vorstellungen seit einigen Jahren als Keyboarder kennt. Er weiss, wie die Arrangements klingen sollen. Wir sind zuversichtlich und haben ein gutes Gefühl.
Letzten Dezember, kurz vor Weihnachten, ist Conelli-Urgestein und Clown Gaston verstorben. Er war ein Publikumsmagnet.
Jeremy Gasser: Er fehlt uns allen und ist nicht ersetzbar. Der ehemalige Bühnenpartner von Gaston, unser Roli, hat sich jedoch erstaunlich schnell mit Domino und Tonino zu einem lustigen Komikertrio gefunden. Ohne Komik funktioniert Circus nicht.
Das Leben wird immer teurer. Es wird wohl viele Familien geben, die sich einen Besuch im Circus nicht mehr leisten können. Macht Ihnen das Angst?
Tyron Gasser: Wir haben selber Familie und wissen, was es heisst, wenn die Preise steigen. Wir merken aber auch, wie wichtig den Menschen Traditionen sind. Beim Conelli sind wir 130 Mitarbeitende. Auch wir müssen rechnen, um über die Runden zu kommen. Unsere Ticketpreise sind aber in den letzten Jahren nur moderat gestiegen. Wir glauben, dass wir einen sehr guten Gegenwert bieten. Vor allem die Gala-Vorstellungen oder die Fondue-Chinoise-Abende im gleichen Zelt sind einmalige Erlebnisse. Sie lassen sich ab diesem Jahr auch online buchen. Das erleichtert es fürs Publikum – und wie wir bereits feststellen konnten, kommt das sehr gut an.
Die Adventszeit ist die Zeit der Liebe und Familie. Was bedeutet Ihnen Weihnachten?
Jeremy Gasser: Als Vater von zwei kleinen Kindern spüre ich gerade im Conelli jeweils, wie schnell wieder ein Jahr vergangen ist und wie begrenzt die Zeit mit der Familie doch ist. Auch wenn wir im Circus sehr eingespannt sind, versuche ich möglichst im Hier und Jetzt zu leben und meine Familie zu integrieren.
Tyron Gasser: In dieser besinnlichen Zeit werden jeweils die Erinnerungen an meine eigene Kindheit wieder lebendig. Es ist schön, dass wir mit unserem Circus Conelli in der Stadt Zürich schon während der Adventszeit zur Weihnachtsstimmung und Vorfreude aufs Fest beitragen können.
Weitere Infos: Circus Conelli , 23. November bis 31. Dezember, Zürcher Bauschänzli
www.circus-conelli.ch
Das «Tagblatt» verlost 5 × 2 Tickets für Circus Conelli am 29. November um 14 Uhr auf dem Zürcher Bauschänzli. Senden Sie uns eine E-Mail mit Namen, Adresse, Telefon und dem Betreff Conelli an: gewinn@tagblattzuerich.ch
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