Totholz bringt Leben in die Bude
ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues und Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um die Bedeutung von Totholzbäumen für Zoo-Elefanten. - Von Severin Dressen
ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues und Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um die Bedeutung von Totholzbäumen für Zoo-Elefanten. - Von Severin Dressen
Schaue ich aus meinem Bürofenster, habe ich den Kaeng Krachan Elefantenpark ziemlich prominent im Blick. Vor 10 Jahren wurde der Lebensraum für die Asiatischen Elefanten eröffnet. Und genauso lange stehen auch die Totholzbäume im Aussenbereich des Elefantenparks. Heisst konkret: Die Elefanten hatten reichlich Zeit, die Bäume mit aller Kraft und in jeglicher Weise zu bearbeiten. An den Bäumen ist das nicht spurlos vorbeigegangen, weshalb sie vor Kurzem ersetzt wurden. Mal eben so heben Sie einen solchen Totholzbaum allerdings nicht aus seiner Verankerung. Und ebenso wenig schnell setzen Sie einen Neuen an gleicher Stelle wieder ein. Im Schnitt wiegen die Stämme etwa so viel wie die Elefanten selbst, circa vier bis sechs Tonnen. Schweres Gerät ist also notwendig. Und so musste ein Teil der Wege im unteren Zooteil für mehrere Tage gesperrt werden, weil dort ein riesiger Kran stand. Ich möchte die Gelegenheit daher kurz nutzen und sage: Vielen Dank für Ihre Geduld, liebe Zoogäste! Nicht nur von mir, auch im Namen der Elefanten, die auf die neuen Bäume mit lautem Trompeten reagiert haben.
Nachdem die alten Bäume also entfernt waren, wurde jeder neue Stamm per Kran an die richtige Stelle gehoben. Beim Blick aus dem Fenster sah ich zeitweise ausnahmsweise keine Elefanten, sondern «fliegende» Eichenbaumstämme. Ein kurioser, aber sinnvoller Anblick. Denn alle 10 Bäume wurden von unserem Kurator Elefanten höchstpersönlich und mit Kennerblick für die Bedürfnisse von Elefanten ausgesucht. Die neuen Bäume mussten nicht nur an die Stelle der alten passen, sie sollten vor allem interessant sein für die Elefanten. Bei der Auswahl galt es somit viele verschiedene Ansprüche zu berücksichtigen. Bietet der Stamm gute Kratzmöglichkeiten? Hat er eine dicke Rinde und gibt es geeignete Stellen, um diese mit dem Rüssel abzureiben? Sind die Bäume stabil genug, damit sich ein Elefant dagegenstemmen kann?
Abschliessend lässt sich sagen, unser Kurator hat seinen Job sehr gut gemacht. Zwar erforderte die Montage der Bäume viel Geduld und auch Erfindergeist, da der Winkel für das Einsetzen der Stämme in die vorgesehenen Betonlöcher im Boden an manch einer Stelle als kaum überbrückbar schien. Das hat zeitweise für Kopfzerbrechen gesorgt. Doch die Reaktion der Elefanten auf die neuen Baumstämme ist jede Mühe wert. Äusserst neugierig und sehr interessiert haben die fünf Bewohner des Elefantenparks in den vergangenen Tagen die neue Ausstattung inspiziert, getestet und bereits ausgiebig bearbeitet. Die 10 Ersatzbäume stammen übrigens alle aus einem Waldstück in der Nähe. Die Firma Fällag AG, die an der Baumbeschaffung beteiligt war, pflanzt im Rahmen unseres gemeinsamen Projekts forestofsounds.ch für alle gefällten Eichen einen neuen Baum auf Madagaskar. Mein Blick ruht nun wieder häufiger auf den Elefanten. Und ab und an schweift er rüber zu einem der neuen Totholzbäume.
Weitere Infos:www.zoo.ch
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