25.03.2025 17:00
Grosse Haie, kleiner als gedacht
TIERGRÖSSEN Vielen Haien, gerade jenen, die Menschen gefährlich werden können, werden oft übertriebene Längen zugeschrieben. Schuld daran ist nicht nur die Fantasie des Menschen, sondern auch die Physik. - Von Sacha Beuth
Schon immer rankten sich um die Grösse gewisser Haiarten Mythen und Legenden. Wer erinnert sich nicht an den mächtigen Bruce, den Hauptprotagonisten aus Steven Spielbergs «Der Weisse Hai»? Satte 7,5 Meter war das Ungetüm lang und soll damit den Massen eines echten Weissen Hais entsprochen haben. Genau genommen kam er in jener Zeit – der Film stammt aus dem Jahr 1975 – aber nicht mal als Gigant daher, gab es doch in der Literatur Angaben von Weissen Haien mit einer Länge von 9 Metern. Im Guinessbuch der Rekorde war als Höchstwert lange Zeit sogar 11 Meter vermerkt.
Statt 20 nur 13,7 Meter
Inzwischen weiss man: Die Angaben dürften kaum der Wahrheit entsprechen. Als verbrieft gilt für Carcharodon charcharias, wie die Art wissenschaftlich heisst, eine Maximallänge von 6,4 Metern (Angabe des WWF). Auch für den Tigerhai, einer weiteren Art, die dem Menschen gefährlich werden kann, wurden in der Vergangenheit übertriebene Höchstmasse von über 7,5 Metern angegeben. Laut Wikipedia soll 1957 im Südchinesischen Meer tatsächlich einmal ein Exemplar gefangen worden sein, dass 7,4 Meter aufwies. In aktuelleren Quellen ist allerdings nur von 5 bis 5,5 Metern die Rede. Selbst die grösste heute noch lebende Haiart, der planktonfressende und für Menschen harmlose Walhai, wird bezüglich seiner Masse oft übertrieben dargestellt. 20 Meter sollen Vertreter dieser Spezies erreichen können. Das bislang längste gemessene Exemplar lag mit 13,7 Metern jedoch deutlich unter dem vermeintlichen Topwert.
Dennoch ist es durchaus möglich, dass die aktuellen Maximallängen unter den tatsächlich möglichen Werten liegen. Das hat einerseits damit zu tun, dass Haie ihr Leben lang wachsen. Und andererseits in den Untiefen der Meere Exemplare schwimmen können, die zuvor noch nie ein Mensch gesehen geschweige denn vermessen hat.
Doch warum kommt es überhaupt zu den massiv übertriebenen Angaben? Das liegt zum Einen in der Natur des Menschen, bei Begegnungen mit potenziell gefährlichen Tieren diese grösser darzustellen, um sich in ein besonderes (ruhmreiches) Licht zu stellen – Stichwort Anglerlatein. Zum anderen schlicht an der Physik. Wasser und Luft haben eine unterschiedliche Dichte. Das hat zur Folge, dass durch die Lichtbrechung Objekte unter Wasser um rund einen Drittel grösser wahrgenommen werden, als sie tatsächlich sind.