Ein Hauch von Indiana Jones
ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues und Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um abenteuerliche Forschungsexpeditionen auf Madagaskar. - Von Severin Dressen
ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues und Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um abenteuerliche Forschungsexpeditionen auf Madagaskar. - Von Severin Dressen
Acht Naturschutzprojekte unterstützt der Zoo Zürich weltweit. Bereits seit 1995 engagieren wir uns für die Artenvielfalt Madagaskars, insbesondere im und rund um den Nationalpark Masoala im Norden der ostafrikanischen Insel. Durch die abgeschiedene Lage ist Madagaskar ein wahrer Hotspot der Biodiversität. Zahlreiche Arten kommen nur dort vor. Zeitgleich ist diese Vielfalt aber auch sehr fragil, viele Arten sind bedroht.
Umso wichtiger ist es, möglichst viel Wissen über Tiere zu haben. Wissen ist der Schlüssel zu erfolgreichem Artenschutz. Nur wenn ich weiss, was ich schützen muss, durch welche Massnahmen und was es dabei zu berücksichtigen gilt, gelingt Schutz. Forschung und Naturschutz gehen also Hand in Hand. Nicht nur im Zoo Zürich, sondern auch in den Schutzprojekten vor Ort.
Im Rahmen des Projekts Masoala fördern wir daher auch Forschung. Und so haben wir im Juli dieses Jahres die Expedition einer jungen Biologin der Universität Zürich in den Makira-Naturpark, welcher Teil des Masoala-Komplexes ist, mitfinanziert.
Die Expedition führte in eines der abgelegensten Gebiete mit einem der unberührtesten Regenwälder der Welt. Ein Eldorado für Naturforschende. Bereits die Reise in den Urwald glich einem Indiana-Jones-Film. Vier Tage dauerte sie, von Madagaskars Hauptstadt Antananarivo per Flugzeug in den Küstenort Sambava und dann weiter mit dem Geländewagen über holprige Strassen ins Landesinnere, bis die für Autos befahrbaren Wege enden. Ab da Umstieg auf Motorräder, welche trotz der Manövrierkünste der lokalen Fahrer regelmässig kniehoch im Matsch stecken blieben. Zum Schluss hiess es für den insgesamt 6-köpfigen, internationalen Forschungstrupp sowie die lokalen Begleiter noch: Ausrüstung schultern und 13 Kilometer weiter zu Fuss – durch Flüsse und dichten Dschungel bis ans Ziel, eine Lichtung an einem Bach.
Insgesamt neun Tage dauerte die Expedition. Geschlafen wurde in Zelten und Hängematten, gekocht über offenem Feuer. Abenteuer pur statt weissem Laborkittel – auch das ist Forschung. Tag und Nacht wurde gesucht, fotografiert, dokumentiert, beprobt. Viele Tiere sind nachtaktiv und können nur dann beobachtet werden. Die Arbeit unter solchen Bedingungen ist kräftezehrend und herausfordernd, aber auch lohnend. 80 Sichtungen von über 30 Reptilien- und Amphibienarten kann allein die durch den Zoo Zürich unterstützte Biologin dokumentieren. Ihre Kollegen sind auf Wirbellose und Pflanzen spezialisiert. Darunter viele bedrohte Arten, teilweise noch nicht klar identifizierte und damit eventuell Neuentdeckungen. Besonders erfreulich ist auch der Fund einer vom Aussterben bedrohten und noch wenig erforschten Schlangenart, deren Vorkommen in dieser Region Madagaskars bisher unbekannt war.
Alle Entdeckungen werden nun analysiert und der Wissenschaft zugänglich gemacht. Auch unsere Naturschutzpartner vor Ort sind involviert, damit Schutzmassnahmen angepasst werden können.
Weitere Informationen:
www.zoo.ch
Lade Fotos..