Ein saugutes Training
ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues und Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um eine seltene Nutztierrasse, das Schwarze Alpenschwein. - Von Severin Dressen
ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues und Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um eine seltene Nutztierrasse, das Schwarze Alpenschwein. - Von Severin Dressen
Aller Anfang ist schwer. Das gilt auch für Schwarze Alpenschweine. Dazu gleich mehr. Zunächst möchte ich das Schwarze Alpenschwein kurz vorstellen. Zwei Säue der seltenen Nutztierrasse leben seit Ende Juni bei uns im Zoolino. Der Zoo Zürich stellt seinen Tierbestand um. Künftig werden nur noch gefährdete oder forschungsrelevante Arten im Zoo leben. Im Zoolino leben jedoch Nutztiere, keine Wildtiere und damit Rassen und keine Arten.
Lange Beine, dunkle Haut
Das Schwarze Alpenschwein ist wie alle Schweinerassen aus dem Wildschwein (Sus scrofa) hervorgegangen. Dieses wurde vom Menschen zum Hausschwein (Sus scrofa f. domesticus) domestiziert und gezielt auf bestimmte Merkmale und damit Rassen hin gezüchtet. Früher gab es eine grosse Bandbreite mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften – je nachdem, wo die Rasse lebte und welchem Zweck sie diente.
Wie es der Name bereits verrät, ist das Schwarze Alpenschwein besonders gut an ein Leben in den Bergen angepasst. Es hat im Vergleich zu anderen Rassen lange Beine und bewegt sich mühelos in jedem Gelände. Vor der starken Sonneneinstrahlung der Bergwelt schützt die schwarze Färbung der Tiere, welche Sonnenbrand verhindert.
Vielfalt bewahren
Durch die Industrialisierung und Massentierhaltung, bei der vor allem Effizienz zählt, verloren jedoch viele Rassen ihre Bedeutung und gingen verloren. So auch das Schwarze Alpenschwein. Es konnte quasi in letzter Sekunde durch Pro Patrimonio Montano in Kooperation mit der Stiftung ProSpecieRara vor dem endgültigen Verschwinden bewahrt werden. Wie bei Arten ist Vielfalt auch bei Rassen eine Versicherung für die Zukunft. Je grösser die Vielfalt, desto grösser die Optionen, dass sie in einer sich verändernden Welt bestehen können. Daher gilt es die Vielfalt zu bewahren. Mit der Haltung, Zucht und Nutzung des Schwarzen Alpenschweins leistet der Zoo Zürich somit einen Beitrag zum Erhalt seltener Nutztierrassen.
Weil die Tiere sehr geländegängig sind, leben sie bei uns nicht nur im Zoolino, sondern auch auf der Wiese unterhalb des Zoolinos. Der Weg dahin war jedoch zunächsteine Herausforderung. Denn ein Schwein, dass sich in seiner vertrauten Umgebung wohl fühlt, verspürt wenig Anreiz sich von dort fortzubewegen. Und so wurde und wird der Weg zur Wiese fast täglich trainiert. Stalltür auf, Glöckchen läuten – das Signal für Futter – ein bisschen gut zurufen und Leckerbissen anbieten.
Die ersten Male verliefen chaotisch und erforderten Geduld. Denn statt dem Tierpfleger zu folgen, wählte jede Sau ihren eigenen Weg. Auch setzte meist nach etwa 50 Metern die Kehrtwende zurück zum Stall ein. Nach mehreren Trainingseinheiten kennen die Tiere aber inzwischen den Weg. Statt 20 Minuten dauert der Gang zur Wiese oft nur noch fünf. Und so fungieren die Schwarzen Alpenschweine tagsüber als Botschafter für seltene Nutztierrassen im Zoolino und sind nachts als Landschaftspfleger, zum Wühlen, Fressen und Weiden auf der Zoo-Wiese unterwegs.
Weitere Informationen:
www.zoo.ch
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