Ein Anker für Aidskranke
Die kurze Geschichte des Anker-Huus in Zürich-Fluntern zeigt, wie sich die Entwicklung in der HIV- und Aids-Forschung zwischen 1991 und 1998 rasant entwickelte.
1991 eröffnete an der Gladbachstrasse 97 das «Anker-Huus» für die Pflege Aidskranker. Heute befindet sich in dem Gebäude das Alters- Pflegeheim und Convita Bethanien. Bild: PD
Die kurze Geschichte des Anker-Huus in Zürich-Fluntern zeigt, wie sich die Entwicklung in der HIV- und Aids-Forschung zwischen 1991 und 1998 rasant entwickelte.
Zu Beginn der 1990er-Jahre sah sich die Schweiz mit einem rasanten Anstieg der Aids-Todesfälle konfrontiert. Waren 1989 noch 453 Fälle registriert worden, zählte das Jahr 1991 bereits 611. Ihren Höchststand erreichte diese traurige Statistik im Jahr 1995 mit 734 Todesfällen. Danach begann sich die Kurve sukzessive zu senken.
Um den Aidskranken eine würdevolle Pflege und Betreuung zu ermöglichen, setzte die Stadt Zürich trotz aller gesellschaftlicher Vorbehalte Massstäbe. 1991 eröffnete an der Gladbachstrasse 97 in Zürich-Fluntern das «Anker-Huus». In der Einrichtung der Stadt Zürich und des Bethanienordens konnten nicht drogenabhängige Aidskranke bis zu ihrem Tod in sicherer und familiärer Umgebung gepflegt und betreut werden. Dafür standen 23 Betten zur Verfügung. Heidi Muff, die erste Leiterin des Anker-Huus, sah die Aufgabe in der «Unterstützung und im Engagement beim Leben» und nicht erster Linie in der Sterbebegleitung. Bereits ein Jahr nach der Eröffnung war die Institution voll ausgelastet - und kämpfte mit der Schwellenangst in der Bevölkerung. Die Suche nach zusätzlichen freiwilligen Helfern für die Betreuung verlief harzig. Und in der Stadt weitere sich das Betreuungsangebot mit der Eröffnung des Zürcher Lighthouse 1992 aus.
Entscheidend waren die Sprünge in der medikamentösen HIV-Therapie. Immer weniger Patienten benötigten die Pflege im Anker-Huus. Ein neues Konzept mit einem Ambolatorium wurde als nicht finanzierbar abgelehnt. 1998 stellte das Haus den Betrieb ein. In den Medien tauchte die Frage auf: «Gerät Aids jetzt in Vergessenheit?»
Jan Strobel
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