Von Lambaréné an die Limmat
Heuer wäre Albert Schweitzer (1875 – 1965) 150 Jahre alt geworden. Zum Elsässer Humanisten und Friedensnobelpreisträger hat die Stadt Zürich eine besondere Verbindung. - Von Isabella Seemann
Albert Schweitzer im Spital in Lambaréné, um 1960. Bild: ETH-Bibliothek
Heuer wäre Albert Schweitzer (1875 – 1965) 150 Jahre alt geworden. Zum Elsässer Humanisten und Friedensnobelpreisträger hat die Stadt Zürich eine besondere Verbindung. - Von Isabella Seemann
Mit dreissig – er war bereits habilitierter Privatdozent für Theologie, promovierter Philosoph und begnadeter Organist – fiel ihm das Heft einer Missionsgesellschaft in die Hände, die nach Ärzten für Zentralafrika suchte: «Menschen, die auf den Wink des Meisters einfach mit: Herr, ich mache mich auf den Weg, antworten, dieser bedarf die Kirche.» Albert Schweitzer erinnerte sich später: «Als ich mit dem Lesen fertig war, hatte das Suchen ein Ende.»
Er brach seine akademische Karriere ab, begann ein Medizinstudium und brach 1913 mit seiner Approbation als Arzt und medizinischer Ausrüstung im Koffer, seiner Ehefrau Helene Bressau und einem Orgelklavier auf in das damalige Französisch-Äquatorialafrika und gründete im Städtchen Lambaréné ein «Urwaldhospital» – das einzige weit herum. Während des Ersten Weltkriegs wurde das elsässische Paar als deutsche Staatsbürger von der Kolonialmacht in Frankreich interniert. Nach Kriegsende tourte Schweitzer durch Europa, um mit Vorträgen und Orgelkonzerten Spenden für den Ausbau seines Spitals aufzutreiben. 1920 verlieh ihm die Theologische Fakultät der Universität Zürich seine erste Ehrendoktorwürde und bot ihm eine Professur an, die er zugunsten von Lambaréné ablehnte. Im Fraumünster gab er im November 1920 ein Orgelkonzert mit Bach-Werken. 1924 kehrten Albert und Helene Schweitzer nach Gabun zurück. Im reiferen Lebensalter verband ihn eine enge Freundschaft mit Albert Einstein, mit dem er sich gegen Atomwaffen einsetzte. Als Arzt und Moralist wurde er zum Idol und erhielt den Friedensnobelpreis. Doch sein Wirken geriet in Vergessenheit oder in Kritik: So warf man ihm die Nähe zu kommunistischen Diktaturen vor oder «Kolonialist» gewesen zu sein. 2009 erwarb die Zentralbibliothek Zürich einen Grossteil von Albert Schweitzers Nachlass.
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