Auch Einstein war ihr Fan
Vor 50 Jahren verstarb Mascha Kaléko auf Durchreise in Zürich. Ihre Lyrik begeisterte sogar Albert Einstein und Thomas Mann. Noch heute gehört sie zu den meistgelesenen Dichterinnen. - Von Isabella Seemann
Witz und Melancholie: Mascha Kaléko. Aufnahme von 1938. Bild: PD
Vor 50 Jahren verstarb Mascha Kaléko auf Durchreise in Zürich. Ihre Lyrik begeisterte sogar Albert Einstein und Thomas Mann. Noch heute gehört sie zu den meistgelesenen Dichterinnen. - Von Isabella Seemann
«Dichterin» steht auf ihrem Grabstein im Israelitischen Friedhof Oberer Friesenberg. Vor 50 Jahren, am 21. Januar 1975, starb die jüdische Lyrikerin Mascha Kaléko in Zürich. Auf dem Heimweg von Berlin nach Israel hatte sie an der Limmat einen Zwischenhalt gemacht, musste sich jedoch in die Klinik Hirslanden begeben, wo sie ihrem Magenkrebsleiden erlag.
Geboren wurde sie am 7. Juni 1907 als Golda Malka Aufen in Westgalizien. Bereits als Kind musste sie erstmals fliehen, nach Deutschland. Das Glück ereilte sie in den Goldenen Jahren: Mit ihren geistreichen Gedichten wurde sie zum Shootingstar der Berliner Bohème. Man verglich sie mit Grössen wie Tucholsky und Kästner. Albert Einstein und Thomas Mann schwärmten für sie und ihre Reime. Doch nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten änderte sich das kulturelle Klima abrupt. Mascha Kaléko erhielt Schreibverbot. 1938 floh sie nach New York, 1960 emigrierte sie nach Israel. Dort war sie kaum bekannt, sodass ihre Reisen nach Europa umso wichtiger wurden. Zürich spielte eine zentrale Rolle. Die Literaturagentin Ruth Liepman vermittelte ihr einen Verlag und Lesungen. So trat Mascha Kaléko auch im Literatenkeller «Die Katakombe» am Helvetiaplatz auf. Dort befreundete sie sich mit der Buchhändlerin Marthe Kauer und der Schauspielerin Gisela Zoch-Westphal, die sie oft besuchte und später als Nachlassverwalterin einsetzte. 1968 starb Mascha Kalékos einziger Sohn, fünf Jahre danach ihr Mann. Diese Tiefschläge überwand sie nicht mehr. Heute erreichen ihre Gedichtbände Verkaufszahlen, die nur von Goethe übertroffen werden.
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