Die Bluttat im Platzspitz
Ein Italiener wollte einem Mann im Platzspitz die Freundin ausspannen und stach ihn nieder. Das Urteil des Schwurgerichts sorgte für Kontroversen. - Von Isabella Seemann
Ein Italiener wollte einem Mann im Platzspitz die Freundin ausspannen und stach ihn nieder. Das Urteil des Schwurgerichts sorgte für Kontroversen. - Von Isabella Seemann
Als die Schreie im Platzspitz-Park verstummten, lag ein junger Mann blutüberströmt am Boden. Sein Mörder, der 30-jährige italienische Nachtputzer Giovannico Pisano, sollte lebenslang hinter Gittern verschwinden – doch war es wirklich Gerechtigkeit, die das Gericht neun Monate später sprach?
Als Pisano am 2. Juni 1965 vor den Schranken des Schwurgerichts stand, war die Zuschauertribüne bis auf den letzten Platz besetzt. Die Anklage: Mord. Der Tatablauf schien klar. Pisano hatte sich am Samstagabend, 26. September 1964, mit drei Landsleuten getroffen und Bier getrunken, als er sie drängte, im Platzspitz «das Treiben der Homosexuellen zu beobachten» – und ein Stellmesser einsteckte. Im Schatten des Landesmuseums entdeckten sie auf einer Parkbank ein junges Paar: den 19-jährigen Küchenburschen Leonhard Ebner und seine Freundin. Pisano belästigte die beiden mit obszönen Bemerkungen, verfolgte sie und bedrängte die junge Frau. Als Ebner sich schützend vor sie stellte, stach Pisano zu. Dreimal. Ein Stich traf das Herz. Der junge Österreicher starb noch vor Ort.
Pisano, der in Italien und Westdeutschland wegen Wutausbrüchen in Heilanstalten interniert worden war, berief sich auf Notwehr. Die Geschworenen glaubten ihm nicht und erkannten keine strafmildernden Umstände. Das Urteil: lebenslanges Zuchthaus. Nicht alle sahen darin eine gerechte Strafe. Von «Fehlurteil», gar «Justizmord» war in Teilen der Presse und Öffentlichkeit die Rede. Das Urteil sei von «Italienerhass» geprägt. Elf Jahre später sorgte Pisano erneut für Schlagzeilen. Nach einem Hafturlaub kehrte er nicht nach Regensdorf zurück, sondern setzte sich nach Genua ab, wo er einen Monat später aufgegriffen wurde. Italien lieferte ihn aufgrund eines Abkommens nicht aus. Ob er seine Reststrafe in der Heimat verbüsste, ist nicht bekannt.
Gut so, wir können keine Kuscheljustiz gebrauchen.
Marcus Mueller antwortenLade Fotos..