Tiefer Fall eines Hochstaplers
Johannes Egli war kein gewöhnlicher Betrüger – er war ein Meister der Masken. Adliger, Offizier, Geschäftsmann: Er spielte jede Rolle perfekt. Am Ende half aber jede Täuschung nichts. - Von Isabella Seemann
Am Weinplatz führte die Mutter von Johannes Egli ein rentables Tuch- geschäft. Zeichnung um 1866. Bild: Baugeschichtliches Archiv Zürich
Johannes Egli war kein gewöhnlicher Betrüger – er war ein Meister der Masken. Adliger, Offizier, Geschäftsmann: Er spielte jede Rolle perfekt. Am Ende half aber jede Täuschung nichts. - Von Isabella Seemann
Nach der Urteilsverkündung verbeugte sich Johannes Egli vor dem Richter und bedankte sich – die letzte ironische Geste eines gescheiterten Hochstaplers. Dabei war Egli in soliden Verhältnissen aufgewachsen. 1833 als Sohn eines Schneiders in Dürnten geboren, kam er als Elfjähriger mit seiner Familie nach Zürich. Nach dem Tod seines Vaters führte die Mutter das rentable Tuchgeschäft beim Weinplatz und ermöglichte Johannes eine kaufmännische Ausbildung. Doch dieser fühlte sich zu Höherem berufen.
Mit 20 reiste er nach Paris und bewarb sich beim Kaiser um eine Offiziersstelle – das Amt blieb ihm ebenso verwehrt wie der Gewinn aus der Erpressung eines Bankiers. Er wurde verurteilt, entkam jedoch während des Gefangenentransports. Zurück in Zürich arbeitete er im Laden der Mutter und überredete sie, ihm für eine Ausbildung in Wiesbaden Geld zu geben, verspielte dieses jedoch umgehend im Casino. Nun begann seine Karriere als Hochstapler: Mit gewandten Manieren und vielsprachig zog er durch Europa, log, spielte, betrog, stahl – und liess enttäuschte Geliebte und Gläubiger zurück.
1863 wurde er in Rom wegen eines bedeutenden Diebstahls als «Hans von Burg, Leutnant im eidgenössischen Generalstab» gesucht. In Baden-Baden nannte er sich «von Braunens», in Frankfurt wohnte er als «Rentier aus Russland» in vornehmen Hotels. Als er in Berlin mit einem berüchtigten Falschspieler zusammenspannte, wurde er verhaftet. Nach seiner Entlassung tauchte er in Tunis unter. Erst Jahre später hörte man wieder von ihm: In Amsterdam lebte er als «Baron von Liebenstein» auf grossem Fuss, täuschte ein riesiges Erbe vor und erschlich sich Geld.
Am 13. September 1885 tauchte Egli – nurmehr ein Schatten seiner selbst – am Bahnhof Altstetten auf: Er wurde beim Diebstahl eines Geldkoffers erwischt. Bis dahin hatte er insgesamt 23 Jahre in verschiedenen Ländern im Zuchthaus verbracht. Nun kamen noch anderthalb Jahre dazu.
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