Haifischbar ist fast Geschichte
Nach fast sechzig Jahren schliesst die Zürcher Haifischbar Ende August ihre Türen. Der Nachtclub wird in ein Restaurant umgewandelt. Damit endet ein schillerndes Kapitel der Nachtkultur. - Von Jan Strobel
Josef «Käpten Jo» Schupp mit seinen dressierten Schimpansen, 1970er-Jahre. Bild: ETH-Bibliothek/Comet Photo AG
Nach fast sechzig Jahren schliesst die Zürcher Haifischbar Ende August ihre Türen. Der Nachtclub wird in ein Restaurant umgewandelt. Damit endet ein schillerndes Kapitel der Nachtkultur. - Von Jan Strobel
Eine Bauausschreibung im «Tagblatt» kündigte am 6. August das Ende einer Ära an: An der Mühlegasse 3 kommt es zu einer «Umnutzung Bar zu Restaurant», wie es darin im amtlichen Stakkato heisst. An dieser Adresse befindet sich die legendäre Haifischbar. Ende August wird sie ihre Türen schliessen. Der Besitzer möchte sich vom Nachtclub verabschieden und den Fokus auf «Erlebnisgastronomie» setzen. Das berichtete vergangene Woche der «Tages-Anzeiger». Die Tänzerinnen und Shows werden verschwinden, der Name und Schriftzug der Haifischbar sollen allerdings als Reminiszenz bleiben.
Die Haifischbar, 1965 eröffnet, avancierte in den folgenden Jahren zu einem der «heissesten» Adressen der Zürcher Nachtkultur. Die schillernde Persönlichkeit dahinter war Betreiber Josef Schupp, der hier als «Käpten Jo» sein ganz eigenes Universum aus Seefahrerromantik und Erotik schuf. «Käpten Jo» selbst sorgte mit seinen dressierten Schimpansen im Matrosen-Outfit für Unterhaltung. Die Haifischbar warb mit «internationalen Attraktionen» und «Show-Artistik-Sex», wie es in einer Annonce 1980 hiess. Auf dem Programm standen neben den Strip-Shows auch Ringkämpfe im Schlamm. Jack, der «englische Fleischkoloss», mass sich mit der «hübschen Mabel aus Indonesien». In den 1970er-Jahren trieben sich auch düstere Gestalten als Gäste in der Haifischbar herum, etwa der «Dirnenwürger» Theodor Berchtold.
Indirekt ist die Haifischbar auch mit der Geschichte der Kronenhalle verbunden. In der Liegenschaft an der Mühlegasse befand sich das Restaurant Mühle. Pächter der «Mühle» war Gottlieb Zumsteg. Er stellte die junge «Buffetdame» Hulda Durst ein, die er später heiratete. 1924 kauften Hulda und Gottlieb Zumsteg schliesslich die Liegenschaft der Kronenhalle an der Rämistrasse.
2005 übergab Josef Schupp seine Haifischbar an eine neue Führung und zog sich in den Aargau zurück.
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