11.10.2024 16:40
Ein Erstklasshotel und ein Fels in der Brandung
Mythos Das Hotel St. Gotthard feiert aktuell sein 135-Jahr-Jubiläum, und die legendäre Hummerbar blickt auf ihre 90-jährige Geschichte zurück. An der sich rasant verändernden Bahnhofstrasse bleibt das Haus ein Anker.
Wenn es um den Klang der lokalen Verwurzelung geht, dann ertönte er im Fall des Hotels St. Gotthard im geraden, zackigen Takt von Marschmusik. Im Juli 1967 stellte sich die Stadtmusik Zürich vor dem Haus anlässlich seiner Wiedereröffnung zum Ständchen auf. Den Gästen wurden Gerichte nach alten Zürcher Rezepten serviert und Zürcher Weine kredenzt. Der Anlass zeigte, wie sehr das Hotel St. Gotthard unter der Ägide der Hoteliersfamilie Manz über die Jahrzehnte zu einer Stadtzürcher Institution avanciert war.
Die Geschichte wird auch in Zeiten des derzeitigen Wandels an der Bahnhofstrasse weitergeschrieben – mit gleich drei Jubiläen. Am kommenden 5. Dezember feiert die Manz Privacy Hotel Group das 135-jährige Bestehen des Hotels St. Gotthard. Zudem steht 2025 das 90-Jahr-Jubiläum der legendären Hummerbar an, die 1935 von Ernst Manz gegründet wurde. Und Ljuba Manz-Lurje, Zürcher «Hotelkönigin» und Verwaltungsratspräsidentin der Unternehmensgruppe, steht bereits seit 50 Jahren im Dienst der Hotellerie. 1974 heiratete sie Caspar Ernst Manz, den damaligen Inhaber des Hotels St. Gotthard. Daneben engagiert sie sich in der Kulturförderung. 2019 erschien zudem ihre Biografie «Ljuba Manz – Russische Seele – Wiener Herz». Neben dem Zürcher Stammhaus St. Gotthard betreibt die Manz Privacy Hotel Group heute auch Hotels in Basel, Lausanne und Genf.
Exklusives Zentrum
Die Geschichte des Hotels St. Gotthard erzählt auch vom Aufstieg der Zürcher Innenstadt rund um die Bahnhofstrasse zum exklusiven Zentrum einer kleinen Metropole. 1889 übernahm Kaspar Manz das frisch renovierte und möblierte «Haus zweiten Ranges» und stattete es mit «allem Komfort der Neuzeit» aus, wie es in einer zeitgenössischen Annonce hiess. Dazu bot das Hotel «feine und rein gehaltene in- und ausländische Weine, eine renommierte Küche und freundliche Bedienung». 1906 wurde das St. Gotthard durch den Ankauf des benachbarten Hauses zu einem der grössten Hotels und einem der besten Gasthäuser der Stadt Zürich. Der Weg zum Erstklasshotel war nun geebnet. 1913 wurden die ersten Zimmer mit fliessendem Wasser ausgestattet, 1920 kamen Telefonanschlüsse in sämtlichen Zimmern dazu. Mit dem Komfort fanden auch die illustren Gäste ihren Weg in das Hotel St. Gotthard. Zu ihnen zählten US-General Eisenhower oder Henri Guisan ebenso wie später Henry Kissinger, der Dalai Lama oder Opern-Göttin Maria Callas. Dazu setzte das Haus auch kulinarisch Akzente. Das Hotel St. Gotthard verfügte über ein Café und eine Brasserie, ein Steakhouse, das Restaurant La Bouillabaisse und, als Inbegriff der kosmopolitischen Eleganz, die 1935 eröffnete Hummerbar, die bis heute französische Gourmetküche und Fischspezialitäten bietet.
Auch die Delikatessen aus dem Meer zogen internationale Prominenz an. Romy Schneider genoss ihre Austern und Hummer hier ebenso wie Cindy Crawford, Luciano Pavarotti oder Michail Gorbatschow. Zeugnis dieses Glamours legt die «Wall of Fame» aus Fotografien im Restaurant ab. Bis heute hat die Hummerbar das Original-Interieur bewahrt.
Zum historischen Preis
Zum aktuellen 135-Jahr-Jubiläum wurden im Hotel St. Gotthard Gästezimmer und Business-Suiten stilvoll und luxuriös renoviert. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten wird am 5. Dezember eine grosse Jubiläumsveranstaltung mit einem Benefizkonzert für Nachwuchskünstlerinnen und Nachwuchskünstler bilden. Als Dankeschön an die Stadtbevölkerung offeriert das Hotel zudem tagsüber auf der Piazzetta an der Bahnhofstrasse vor dem St. Gotthard Kaffee zum historischen Preis von 1889 – für 50 Rappen.
Weitere Informationen: hotelstgotthard.ch
Jan Strobel