Auf dem Holzweg
ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Eben- und Rosenholz. - Von Severin Dressen
ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Eben- und Rosenholz. - Von Severin Dressen
Spielen Sie ein Instrument? Vielleicht ein Streichinstrument? Oder Gitarre? Falls ja, wissen Sie aus welchem Holz ihr Instrument gefertigt wurde? Es könnte sein, dass es – oder zumindest Teile davon – aus Rosen- oder Ebenholz gebaut ist. Jetzt fragen Sie sich vielleicht, was hat das mit dem Zoo Zürich zu tun. Viele Rosenbaumarten sind bedroht. Als moderner Zoo setzen wir uns für den Erhalt der Artenvielfalt ein, egal ob Tier oder Pflanze. Gerade bei uns im Masoala Regenwald stehen zahlreiche gefährdete Pflanzenarten, darunter auch Rosen- und Ebenholzbäume. Vergangene Woche hat die Weltnaturschutzunion IUCN ihr neustes Update der Roten Liste veröffentlicht. Erstmals ist auch die Mehrheit der weltweiten Baumarten erfasst. 38 Prozent oder anders gesagt, mindestens eine von drei Baumarten weltweit droht zu verschwinden.
Besonders stark gefährdet sind Baumarten, die auf Inseln leben. Madagaskar ist eine Insel. Der Platz ist begrenzt und so konkurriert die Natur hier besonders stark mit menschlichen Aktivitäten. Die Abholzung schreitet voran, um Platz für Siedlungen, Weideflächen oder die Landwirtschaft zu schaffen. Und weil Rosen- wie Ebenholz sehr wertvoll ist, boomt auch der illegale Handel.
Mit unserem Naturschutzprojekt auf Madagaskar schützen wir daher nicht nur Lebensraum gefährdeter Tierarten, auch der Schutz von Pflanzen spielt eine grosse Rolle. 2011 trug der Naturschutzbeauftragte des Zoo Zürich, Martin Bauert, durch die Aufdeckung eines Falls von massivem illegalem Holzschlag von Rosen- und Ebenholz auf Madagaskar – unter anderem für den Instrumentenbau – wesentlich dazu bei, dass diese nun durch das Washingtoner Artenschutzabkommen geschützt sind.
Auch wenn sich bereits viel getan hat, der illegale Holzschlag ist noch immer ein Problem auf Madagaskar. Das Geschäft ist nach wie vor lukrativ. Ebenholz gehört mit einem Gewicht von bis zu 1,4 Tonnen pro Kubikmeter – zum Vergleich eine Eiche hat ein Gewicht von 0,67 Tonnen pro Kubikmeter – zu den schwersten Hölzern überhaupt. Rosenholz hat ein Gewicht von 1,15 Tonnen pro Kubikmeter. Das macht die Hölzer wertvoll. Zwar wird Rosenholz mittlerweile auch in Baumschulen gezogen. Bis vor 15 Jahren etwa galt die Baumart noch als nicht künstlich vermehrbar. Aber die Bäume wachsen langsam. Bis sie verarbeitet werden können, vergehen mindestens 40 Jahre.
Die Nachfrage nach Rosen- und Ebenholz ist jedoch gross. Viele der Edelhölzer landen auf dem asiatischen Markt und werden dort zu kunstvoll geschnitzten Möbelstücken verarbeitet, die als Statussymbol gelten. Mittlerweile finden sich auf Madagaskar kaum noch alte Rosenholzbäume, die Samen produzieren. Wenn auch diese letzten «Mutterbäume» verschwinden, ist die Art kaum noch zu retten. Umso wichtiger sind Schutzbemühungen. Über eine Million endemischer Baumarten, darunter auch Rosen- und Ebenholz, konnten wir in Zusammenarbeit mit unseren lokalen Partnern auf Madagaskar bereits zur Wiederaufforstung setzen.
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