Minis auf der Waage
ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Goodman-Mausmakis. - Von Severin Dressen
ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Goodman-Mausmakis. - Von Severin Dressen
Wissen ist die wohl wichtigste Ressource für erfolgreichen Natur- und Artenschutz. Darauf baut so ziemlich alles auf. Was gilt es zu schützen, wie am besten und welche Massnahmen sind sinnvoll? Forschung gehört daher zu den zentralen Aufgaben eines modernen Zoos. Im Zoo Zürich sind wir aktuell an mehr als 70 Forschungskollaborationen beteiligt. Auch im Masoala-Regenwald läuft derzeit ein spannender Test. Im Fokus steht dabei eine der kleinsten Lemuren-Arten der Welt – der Goodman-Mausmaki.
Bei dem Projekt geht es um mehrere Dinge: Einerseits wird das Monitoring der Mausmaki-Population im Zoo vereinfacht, es wird sensible Technik äusserst harschen Bedingungen ausgesetzt und es entsteht ein umfangreicher Datensatz zum Lebenszyklus, der Gesundheit und dem Verhalten der bislang wenig erforschten Lemuren. An der ETH Zürich wurde dafür im Auftrag des Zoos und unter Beteiligung der EWZ ein multifunktionales System entwickelt und weiter optimiert, welches die Gewichtsveränderungen der Mausmakis in einem bestimmten Zeitraum misst, Individuen voneinander unterscheiden kann und künftig auch als Fangapparatur funktionieren wird. Zeitgleich erfasst die Konstruktion permanent Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Tageszeit und weitere Parameter. Dafür wurden zahlreiche Sensoren, Lese- und Messgeräte in der Apparatur verbaut. So lassen sich unter anderem Rückschlüsse auf die Gewichtsveränderungen im Gesamtbestand der Mausmakis in Korrelation zur Jahreszeit und den äusseren Gegebenheiten ziehen.
Jetzt, Anfang Dezember, gehen die letzten Mausmakis in die Winterruhe. Damit sie diese unbeschadet überstehen, haben sie sich über die letzten Wochen hinweg ausreichend Fettreserven angefressen. Diese Gewichtszunahme hat das System grammgenau dokumentiert und zeigt beispielsweise, dass manche Tiere innerhalb von nur zwei Wochen 10 Gramm zunehmen. Zum Vergleich: Das wäre etwa so, als wenn ein 80 Kilogramm schwerer Mensch in zwei Wochen 12 Kilogramm zunehmen würde! Kommt hinzu, dass die Zunahme beim Mausmaki ein kontinuierlicher Prozess ist, was dazu führt, dass sich das Tier innerhalb kürzester Zeit quasi verdoppelt. Hat der Goodman-Mausmaki während der Sommermonate ein Gewicht von 30 bis 40 Gramm, steigt dies im Winter auf etwa 60 bis 80 Gramm.
Schlussendlich ist eine solche Kollaboration eine Win-win-Situation für alle Beteiligten: Der Fachbereich der ETH kann sensible Technik testen und optimieren, der Zoo erhält wertvolle Informationen für die Zucht und Sicherung der Reservepopulation und der umfangreiche Datensatz hilft bei der Erforschung und dadurch auch dem Schutz der Art.
Weitere Infos: www.zoo.ch
Lade Fotos..