Gekocht wird künftig im Aargau
Der Mahlzeitenanbieter Menu and More verlässt Mitte 2025 nach 86 Jahren den Standort am Sihlquai. Jetzt wird eine Zwischennutzung gefordert.
Der Mahlzeitenanbieter Menu and More in der ehemaligen Stadtküche am Sihlquai 340 wurde 2010 per Volksentscheid privatisiert. Bild: PD
Der Mahlzeitenanbieter Menu and More verlässt Mitte 2025 nach 86 Jahren den Standort am Sihlquai. Jetzt wird eine Zwischennutzung gefordert.
Am 6. September begann für ein Stück Stadtzürcher Geschichte ein neues Kapitel – und das im Kanton Aargau. Im «Ecopark Tivoli» in Spreitenbach feierte Menu andMore die Aufrichte seines neuen Produktionsstandorts. Der Anbieter von Kinder- und Jugendverpflegung liefert die Mahlzeiten von Stadtzürcher Krippen, Horten und Schulen. Mitte 2025 wird er den Betrieb im Ecopark aufnehmen. Die Ursprünge des Unternehmens Menu andMore gehen in der Stadt Zürich bis 1879 zurück. Damals wurde die «Volksküche Zürich» – später «Stadtküche Zürich» – für die Armenverpflegung gegründet und ein Jahr später in Betrieb genommen. Seit 1939 liegt ihr «Hauptsitz» am Sihlquai 340 beim Escher-Wyss-Platz.
Mit dem Umzug in den Nachbarkanton wird im Escher-Wyss-Quartier also das prominente und geschichtsträchtige Gebäude am Sihlquai frei. Das hat auch im Zürcher Gemeinderat parteiübergreifend seinen Nachhall gefunden. Die Liegenschaft der ehemaligen Stadtküche befindet sich im Eigentum der Stadt Zürich und soll nach dem Auszug von Menu and More weiter genutzt werden. Dazu reichten am 18. September die Gemeinderäte Flurin Capaul (FDP), Marco Denoth (SP) und Stefan Urech (SVP) zusammen mit drei Mitunterzeichnenden von den Grünen und der Mitte ein Postulat ein. Es verlangt vom Stadtrat zu prüfen, wie in dem Gebäude eine «mindestens fünfjährige Zwischennutzung für Gewerbe, Produktion und Innovation im Lebensmittelbereich» eingerichtet werden könnte. Am letzten Mittwoch wurde das Geschäft ohne Ablehnungsantrag durch den Rat gebracht.
Dank der heutigen Installationen für die Lebensmittelproduktion eigne sich die Liegenschaft ideal für die gewerbliche Verwendung für die Produktion von Lebensmitteln, «für einen Co-Working-Space, der thematisch zu Gastronomie und Lebensmittelproduktion passt», heisst es im Text des Postulats. Der Bedarf an Raum für Produktion und Innovation im Lebensmittelbereich sei in der Stadt Zürich hoch. Als Beispiel nennen die Postulanten den Verein «Das Provisorium» zur Förderung «nachhaltiger Esskultur», der die Räumlichkeiten der ehemaligen Bäckerei Buchmann in Zürich-Wiedikon voraussichtlich bis November 2025 zwischennutzt. Danach muss der Verein eine neue Bleibe für seinen Co-Working-Space mit Lebensmittelproduktion suchen.
Als Grund für den Standortwechsel nennt Menu and More unter anderem den Kapazitätsausbau aufgrund der steigenden Nachfrage mit der Einführung von Tagesschulen. Zudem könnten am neuen Standort Technologien eingesetzt werden, die eine «energieeffizientere und nährstoffschonendere Menü-Zubereitung» ermöglichen.
Jan Strobel
Ihre Meinung zum Thema?
Lade Fotos..