In einer zunehmend digitalen Welt wirkt es fast schon nostalgisch, sich mit Spielfiguren und -karten an einen Tisch zu setzen. Dabei entstehen genau dann die Momente, die für das soziale Miteinander von unschätzbarem Wert sind: Echte Menschen lachen gemeinsam, wetteifern spielerisch und geniessen den direkten Kontakt – ohne Bildschirme und Headsets, die sie voneinander trennen.

Es war auch ein analoger Moment, der das Zürcher Paar Ladina Scholz (30) und Dominik Vordermann (38) dazu inspirierte, vor drei Jahren den Verein Gaudii ins Leben zu rufen. «Bei einem Spaziergang sahen wir einen Spielplatz voller Kinder, die einfach Plausch hatten – ganz ohne Handy in der Hand», erinnern sich die beiden. «Da fragten wir uns auch etwas selbstkritisch: Warum verbringen Erwachsene eigentlich so viel Zeit allein vor Bildschirmen, anstatt mehr Zeit gemeinsam zu verbringen und Spass zu haben?»

So entstand die Idee, einen Verein zu gründen, der Freude und Entspannung zurück in dasLeben der Menschen bringen soll. Dass man sich entschieden hat, hierfür auf traditionelle Brett- und Kartenspiele zu setzen, habe unter anderem damit zu tun, «dass wissenschaftlich belegt ist, welch positive Effekte das gemeinsame Spielen auslöst».

Über 150 Spiele im Archiv

Das Vereinskonzept ist einfach: Man wird Mitglied als «Vielspieler» oder als «Ab-und-zu-Spieler.» Als «Vielspieler» erhält man alle zwei Monate drei Brett-, Karten- beziehungsweise andere Spiele direkt nach Hause geliefert – bisher allerdings nur in der Stadt Zürich selbst. Welche Titel im Paket sind, bleibt eine Überraschung. «So entdeckt man auch Neuheiten und bleibt nicht bei Klassikern wie Tschau Sepp oder Monopoly hängen», meint Ladina Scholz schmunzelnd. Nach zwei Monaten werden die Spiele wieder abgeholt, und neue werden abgegeben. Mit der anderen Mitgliedschaft als «Ab-und-zu-Spieler» kann man auf der Website des Vereins ein Spiel ausleihen. Dieses wird dann nach Hause geliefert und nach zwei Monaten wieder abgeholt. Die Lieferdaten sind vom Verein vorgegeben. Nach jedem Spieltausch werden die Spiele auf ihre Vollständigkeit überprüft. Ein zu bezahlendes Depot soll zur Sorgfalt beitragen, keine Figuren oder Puzzleteile zu verlieren.

«Wir können mittlerweile auf ein Archiv von über 150 Titeln zurückgreifen. Und durch Spenden kommen immer neue dazu», verrät Dominik Vordermann. «Denn viele haben noch Spiele von früher zu Hause, die jedoch ungenutzt im Schrank verstauben. Wir nehmen diese gerne entgegen, um ihnen ein neues Leben zu schenken und so eine nachhaltige Nutzung zu ermöglichen. Selbstverständlich nur, wenn diese vollständig und optisch ansprechend sind.»

Outdoor-Abenteuer

Neu im Angebot für die Mitglieder sind spannende Schnitzeljagden. Dabei erhalten die Teilnehmenden Karten mit Hinweisen, die sie zum nächsten Ziel führen. So lässt sich Zürich auf eine ganz neue Weise entdecken. Derzeit gibt es für die ersten vier Stadtkreise jeweils eine eigene Schnitzeljagd; die weiteren Kreise sollen bald folgen.

Zur Förderung des Vereinslebens finden zudem regelmässig Spieleabende statt, zu welchem sowohl Mitglieder als auch Interessierte herzlich eingeladen sind, um gemeinsam zu würfeln. Der nächste Termin ist der 21. November in der Pestalozzi-Bibliothek Altstadt, Zähringerstrasse 17, Beginn ist um 18 Uhr. Auf dem Programm stehen diesmal beliebte Spieleklassiker. «Alle, die uns kennenlernen und mitspielen wollen, sind dort herzlich willkommen.»

Weitere Informationen:

Spielklassiker-Abend am Do., 21. November, ab 18 Uhr, in der Pestalozzi-Bibliothek Altstadt, Zähringerstrasse 17