Den passenden Schlüssel gefunden
Seit Anfang Oktober wendet die Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich SAW ein neues Vergabesystem bei ihren Wohnobjekten an – und findet damit offenbar grossen Anklang. - Von Sacha Beuth
SAW-Direktorin Andrea Martin-Fischer (l.) übergibt der neuen Mieterin Dorothea Aeschbacher einen symbolischen Schlüssel zu ihrer Alterswohnung an der Nordstrasse 97 im Kreis 10. Bild: Sacha Beuth
Seit Anfang Oktober wendet die Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich SAW ein neues Vergabesystem bei ihren Wohnobjekten an – und findet damit offenbar grossen Anklang. - Von Sacha Beuth
Freudestrahlend erscheint Dorothea «Dodo» Aeschbacher zur symbolischen Schlüsselübergabe an ihrem neuen Wohnort an der Nordstrasse 97 in Wipkingen. Sie ist eine der ersten Mieterinnen, die über das neue, Anfang Oktober angelaufene Vergabesystem der Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich SAW eine neue Unterkunft erhalten hat. «Ich bin so glücklich und dankbar, dass es geklappt hat», jubelt die quirlige 77-Jährige.
Zuvor hatte Aeschbacher rund 20 Jahre an der Merkurstrasse in einer älteren 3-Zimmer-Wohnung gelebt. «Ende August teilte mir der Vermieter mit, dass das Gebäude saniert werden soll. Nur ein Datum dafür konnte er mir nicht nennen.» Nach dem ersten Schock handelt die Rentnerin. «Ich hatte mich zur Vorsorge bereits vor zwölf Jahren als Wohnungs-Kandidatin auf die SAW-Liste setzen lassen. Nun half mir meine Nichte bei der Registrierung auf der neuen Vermietungs-Seite der SAW und dem Zusammensuchen der dafür nötigen Unterlagen wie Steuerausweis, Betreibungsregisterauszug oder den bisherigen Mietvertrag.» Am 2. Oktober entdeckt Aeschbacher im Newsletter der Stiftung zwei für sie in Frage kommende Objekte und bekundet ihr Interesse. «Bereits fünf Tage später lud mich die SAW für beide Wohnungen zu einer Besichtigung ein.» Das erste Objekt, eine 1-Zimmer-Wohnung im Sydefädeli, kann Aeschbachers Herz nicht auf Anhieb gewinnen. Anders ist es mit Nummer zwei, der 2-Zimmer-Wohnung an der Nordstrasse. «Eine Wohnung mit einer wunderbaren Aussicht, günstiger, aber fast gleich gross wie die bisherige, mit Lift und – erstmals für mich – einem Balkon. Ich war sofort Feuer und Flamme.» Einen Klick später hat sich Aeschbacher beworben, wird am 16. Oktober von der SAW zu einem Gespräch eingeladen und erhält noch am gleichen Tag die Zusage. «Ich bin überzeugt, dass mir das neue Vergabesystem – in dem ich mich übrigens leicht zurechtfand – zugutekam. Zumal mir die lange Zeit auf der Liste, die ungewisse Wohnsituation und die zuvor hohe Miete – die die Hälfte meines Einkommens betrug – geholfen hat.»
«Das neue System hat im Vergleich zum alten System eine grössere Transparenz. Es ist bekannt, welche Kriterien für die Wohnungsvergabe ausschlaggebend sind, und wie diese gewichtet werden. So können Interessierte ihre Chancen besser einschätzen», erklärt SAW-Direktorin Andrea Martin-Fischer, die mit einem Blumenstrauss und einem Schlüssel Aeschbacher zu ihrem neuen Heim gratuliert. Zwar ist die Vergabe nach dem neuen System erst angelaufen, trotzdem erreichten die SAW dazu schon Rückmeldungen – die offenbar grossmehrheitlich positiv ausfielen. «Die meisten Interessenten empfinden den neuen Prozess als fair und fühlen sich gut unterstützt. Inzwischen haben schon 1500 Personen, die eine SAW-Wohnung suchen, ein Online-Profil bei uns erstellt. Und – was uns am meisten überrascht hat – nur zehn Prozent davon mussten hierfür die Hilfe von Anlaufstellen wie «Zürich im Alter» in Anspruch nehmen. Alle anderen haben sich selber oder mit Unterstützung ihres jeweiligen Umfeldes registriert. Was wiederum zeigt, dass der Zugang wie gewünscht hindernisfrei und altersgerecht ist», betont Martin-Fischer. Ein weiterer Vorteil sei, dass das jeweilige Angebot nun greifbarer sei, weil man sich mit Bildern zu den freien Objekten einen viel besseren Eindruck des Angebots machen könne. Und dass heute eher jene Person den Zuschlag für eine SAW-Wohnung erhält, die auch den höchsten Bedarf dafür ausweisen kann, und nicht mehr diejenigen, die am längsten auf einer Warteliste waren.
Es scheint, als hätte die SAW tatsächlich den Schlüssel für einen fairen, transparenten und allgemein akzeptierten Vergabeprozess gefunden. Dorothea Aeschbacher jedenfalls sieht das so. Und offenbar auch gemeinnützige Wohnbauträger, die sich laut Martin-Fischer überlegen, wie sie das System für ihre jeweiligen Zwecke und Bedürfnisse übernehmen könnten.
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