Victorine Müller begeisterte mit ihrer Performance «DaSein». Bild: CC
Das Pissoir auf dem Kanzleiareal wurde während der Corona-Pandemie aus hygienischen Gründen geschlossen. Da die Stadt Zürich das kleine Gebäude aus dem Jahr 1958 als «schützenswerten Zeitzeugen» eingestuft hat, durfte es nicht abgerissen werden. Stattdessen hat der Verein «Kunsthaus Aussersihl» das Bauwerk in einen Kunstraum umgewandelt. Die Türen wurden entfernt und durch eine Glasscheibe kann man nun ins Innere des Raumes blicken.
Der Kunstraum trägt den Namen «fontein» – das niederländische Wort für «Brunnen» und zugleich eine Anspielung auf Marcel Duchamps berühmte Pissoir-Skulptur «fountain». Am vergangenen Freitag wurde «fontein» offiziell eröffnet. Trotz heftigem Schneefall und eisiger Kälte kamen rund 60 Besucherinnen und Besucher, um die Premiere zu feiern. Die Zürcher Künstlerin Victorine Müller steuerte die Lichtinstallation «Le mouvement végétatif» bei, die bis zum 10. Januar 2025 zu sehen sein wird. Ausserdem begeisterte sie das Publikum mit ihrer etwa 20-minütigen Performance «DaSein».
Im Kunstraum «fontein» werden alle zwei Monate neue Kunstinstallationen präsentiert. Laut Kuratorin Georgette Maag sollen im gesamten Jahr 2025 ausschliesslich Künstlerinnen ausstellen. «Wir wollen in dieser einstigen Männerdomäne Frauen Raum geben», erklärte sie. Besonders wichtig sei den Beteiligten, dass «fontein» mit Respekt behandelt werde: «Wir hoffen sehr, dass das Gebäude weder besprayt noch mit Plakaten beklebt wird. Es soll den Charme der lokalen Kunstszene zeigen.»
Von Chantal Cosandey