Glühwein mit Karte
Bargeld ist nicht mehr gefragt, zumindest nicht an Zürcher Weihnachtsmärkten. Immer mehr Betreiber akzeptieren nur Kartenzahlungen. - Von Ginger Hebel
Immer mehr Weihnachtsmärkte sind bargeldlos. Bild: Illuminarium
Bargeld ist nicht mehr gefragt, zumindest nicht an Zürcher Weihnachtsmärkten. Immer mehr Betreiber akzeptieren nur Kartenzahlungen. - Von Ginger Hebel
Die Weihnachtsmärkte in der Stadt sind ein Besuchermagnet. Die Stimmung unter den Marktbesucherinnen und -besuchern ist aber nicht nur fröhlich. «Tagblatt»-Leser Ralph Keller ärgert sich über die modernen Bezahlmethoden. Er hatte sich auf Glühwein und Raclette gefreut ‒ vergebens. «Was nützt mir mein Geld, wenn es niemand nimmt?», enerviert er sich. Viele Stadtzürcher Märkte sind cashless, also bargeldlos. Ohne Karte keine Chance. «Das ist Ausgrenzung vom Feinsten», findet Ralph Keller.
Das Illuminarium im Landesmuseum setzt auf bargeldlose Bezahlung. «Diese Methode hat sich als effizient und benutzerfreundlich erwiesen, da nahezu jeder Gast heutzutage über eine Karte oder digitale Zahlungsmöglichkeiten wie Twint verfügt», erklärt Philippe Trawnika. Auch die Hygiene spiele dabei eine Rolle. «Zudem ermöglichen uns Cashless-Lösungen, Abläufe bei temporären Veranstaltungen wie Illuminarium effizienter und einfacher zu gestalten. Sie reduzieren den Verwaltungsaufwand und verringern potenzielle Risiken, die mit Bargeld einhergehen, wie Diebstahl oder Fehler im Umgang», erläutert Trawnika.
Das Wienachtsdorf auf dem Sechseläutenplatz mit über 100 Markthütten möchte einen Beitrag zu einem zukunftsfähigen Zürich und Pionierarbeit leisten. Als Grossprojekt auf öffentlichem Grund hat es komplett auf Mehrweg umgestellt und vermeidet Einweg-Geschirr. Zudem funktioniert es bargeldlos. «Wir haben im Jahr 2021 aufgrund der Covid-Schutzmassnahmen unser ganzes Wienachtsdorf auf bargeldlos umgestellt und in diesem ersten Jahr viele positive Erfahrungen mit diesem System gemacht. Hinzu kommt die merkliche Reduktion an Kleinkriminalität, die leider gerade zur Weihnachtszeit zunimmt», sagt Katja Weber, Mitgründerin und Organisatorin des Zürcher Wienachtsdorfs. Es werde grössten Wert auf Hygiene und Sicherheit für Besuchende und Ausstellende gelegt. Katja Weber betont: «Für Gäste, die nicht mit Karte bezahlen möchten, bieten wir Guthabenkarten an. Diese können bar bezahlt und anschliessend als Zahlungsmittel an allen Bars verwendet werden.»
Auch die Zürcher Weihnachts-allee an der Europaallee funktioniert ohne Bargeld und nur über Kartenzahlungen. Was viele Marktbesuchende gut und zeitgemäss finden, stört andere. «Ich zahle lieber bar, um meine Ausgaben im Blick zu haben. Ich habe keine Lust darauf, einen Glühwein mit der Kreditkarte zu zahlen», sagt Marktbesucherin Marina.
Auf dem Christkindlimarkt im Zürcher Hauptbahnhof hingegen werden sowohl bargeldlose Zahlungsmittel als auch Bargeld akzeptiert. «Wir sind zum Schluss gekommen, dass es einen gesunden Mix braucht. Aus diesem Grund haben wir noch keine vollständige bargeldlose Umsetzung eingeführt», erklärt Stephan Dubi. Auf Anfrage sagen mehrere Weihnachtsmarkt-Betreiber, dass der Fachkräftemangel sie zwinge, mit reduzierten Teams zu arbeiten und auf ausländische Mitarbeitende zurückzugreifen. Der Ablauf ohne Bargeld vereinfache vieles. Denn Bargeld könne falsch gezählt, falsch herausgegeben oder gar gestohlen werden.
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Ich finde dass man auch Bargeld akzeptieren muss es ist schliesslich immernoch ein gültiges Zahlungsmittel! Frechheit
Christina antwortenIch werde den Markt erst wieder besuchen, wenn ich und meine Freunde wieder mit Bargeld bezahlen können.
Peter Gerber antwortenLade Fotos..