Grosse Hürden für das lokale Gewerbe
Fahrverbote und Parkbussen: Politiker wollen Quartiere besser erschliessen und verhindern, dass frustrierte Gewerbler aus der Stadt abwandern. - Von Ginger Hebel
Verbote machen Lieferanten und Handwerkern das Leben schwer. Bild: GH
Fahrverbote und Parkbussen: Politiker wollen Quartiere besser erschliessen und verhindern, dass frustrierte Gewerbler aus der Stadt abwandern. - Von Ginger Hebel
Der Monteur ist genervt. Er hätte um 8 Uhr beim Kunden zu Hause sein sollen, um den kaputten Geschirrspüler zu reparieren, doch aufgrund von Verkehrsbeschränkungen verspätete er sich. Zudem fand er vor dem Haus keinen Parkplatz. So wie ihm geht es vielen Handwerkern und Lieferanten in Zürich. «Das Problem in der Stadt verschärft sich», sagt der Zürcher Mitte-Gemeinderat Benedikt Gerth. Er ist überzeugt: Die städtische Verkehrspolitik ist einer der Gründe, wieso Handwerksbetriebe und Kleingewerbler aus der Stadt abwandern. «Der Standort in der Stadt ist logistisch und verkehrstechnisch kein Vorteil mehr, sondern ein Nachteil.»
Kunden mehr verrechnen
Zürcher Politiker sind sich einig: Quartiere müssen für Dienstleister aus der Stadt zwingend besser erschlossen werden. «Dies zum Beispiel durch vermehrte örtliche und zeitliche Aufhebung von Fahrverboten oder durch Ausnahmeregelungen zum Beispiel für Fahrzeuge mit Energieetikette», sagt die Mitte-Politikerin Karin Weyermann. Passiere das nicht, bestehe die Gefahr, dass immer mehr Betriebe in die Agglomeration ausweichen. Nicole Barandun, Präsidentin des Zürcher Gewerbeverbands, sagt auf Anfrage: «Nach wie vor ist es unseren Betrieben ein Anliegen, einen Standort in der Stadt zu haben. Tatsächlich ist aber die Verkehrssituation zunehmend ein Faktor, der uns nicht nur Ärger, sondern auch hohe Kosten bereitet.» Für die Gewerbetreibenden sei vor allem störend, dass sie grössere Umwege fahren müssen, um zu ihren Kunden zu kommen oder zurück in ihr Geschäft oder in die Lagerräume. «In diesem Zusammenhang sind Projekte wie die Quartierblöcke oder Verkehrsbehinderungen wie an der Albulastrasse sehr hinderlich», sagt Barandun. Politiker Benedikt Gerth weiss: «Viele Gewerbetreibende verrechnen ihrer Zürcher Kundschaft pauschal mehr, weil sie Parkbussen bereits in den Preis einkalkulieren. Andere nehmen in der Stadt gar keine Aufträge mehr an, weil es sich nicht lohnt.»
Auch das Parkieren in der Stadt ist ein grosses Problem. Nicole Barandun: «Wir hoffen aber, dass dies mit der neuen Gewerbeparkkarte gelöst sein wird. Unglücklich ist in diesem Zusammenhang die Verknüpfung mit der allgemeinen blauen Parkkarte, der das Referendum droht.» Auch für die geplanten Velovorzugsrouten müssen Parkplätze weichen. Die IG Quartierparkplätze wehrt sich gegen den massiven Abbau auf dem Buckel von Anwohnenden und Gewerbe. «Die Hürden fürs Gewerbe werden immer grösser. Doch Handwerksbetriebe und das Kleingewerbe sind wichtig für die Stadt Zürich, damit sie attraktiv bleibt», betont EVP-Gemeinderätin Sandra Gallizzi. Anwohnende und die Quartierbevölkerung hätten ein Recht darauf, dass Dienstleistungen sie erreichen und die Betriebe ein Anrecht, zu ihrer Kundschaft zu kommen, ohne dass dafür ein unverhältnismässiger Aufwand betrieben werden müsse.
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