Gefahr im Fluss
Wegen der Erneuerung des Platzspitzwehrs ist das Befahren der Sihl beim HB verboten. Die Stadt reagiert mit Warnschildern auf zwei Unfälle. - Von Clarissa Rohrbach
Nachdem es zu Unfällen mit Booten kam, stellte die Stadt solche Warnschilder entlang der Sihl beim Zürcher Hauptbahnhof auf. Bild: CLA
Wegen der Erneuerung des Platzspitzwehrs ist das Befahren der Sihl beim HB verboten. Die Stadt reagiert mit Warnschildern auf zwei Unfälle. - Von Clarissa Rohrbach
«Lebensgefahr!» Die Warnschilder am Platzspitz sind nicht zu übersehen. Dicht neben dem Ufer stehen die Hinweise in roter Farbe. Darauf steht: «Zwischen dem Hauptbahnhof und der Baustelle Platzspitzwehr ist das Schwimmen in und das Befahren der Sihl verboten.» Hier wird bis 2028 das Wehr erneuert. Der Grund: Der über 70 Jahre alte Bau genügt nicht mehr den heutigen Anforderungen. Mit der neuen Infrastruktur will die Stadt Überschwemmungen verhindern. Wie Christoph Zemp, Chef des kantonalen Amtes für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel) dem «Tages-Anzeiger» sagte, verstärke der Klimawandel die Hochwassergefahr. Zudem sei Zürich stark gewachsen, wodurch eine Überschwemmung grössere Schäden anrichten würde. Mit dem neuen Wehr zwischen Limmat und Sihl kann man in Zukunft mittels Klappen regulieren, wie viel Wasser Richtung Limmattal fliesst. Die Baustelle kostet rund 39 Millionen Franken und wird von Stadt sowie Kanton getragen.
Ein Augenschein vor Ort zeigt: Hier wird fleissig gebaut. Am Ufer stehen Bagger und Kräne, der Fluss ist mit Gittern abgesperrt. Schwimmen oder mit dem Boot fahren scheint unmöglich. Und doch kam es bereits zu Unfällen. «Zwei Vorfälle mit Booten verliefen zum Glück glimpflich, doch wir haben reagiert mit dem Aufstellen von Warnhinweisen», sagt Helen Berg, Sprecherin des Tiefbauamts der Stadt Zürich. Wegen der Erneuerung des Wehrs und des damit zusammenhängenden Brückenbaus querten seit dem Frühsommer Baupisten den Fluss und es wurde mit schwerem Gerät in der Sihl gearbeitet. Wer die Baustelle mit dem Boot oder schwimmend passiere, gerate dadurch in grosse Gefahr. Bis Mitte 2026 sollen die Behinderungen in der Sihl dauern. Bis dahin bleiben die Schilder im Platzspitz und auf der Sigi-Feigl-Terrasse bei der Gessnerallee stehen.
Alexander Jacobi, Vizepräsident des Wasserfahrvereins Zürich, findet es gut, dass die Behörden vor der Baustelle warnen. Allerdings meint er, dass die Gefahr offensichtlich sei. «Jeder mit gesundem Menschenverstand sieht die Hindernisse und würde nicht auf die Idee kommen, hier einzuwassern», betont er. Die Mitglieder des Vereins, die in der Sihl Kanu fahren, seien orientiert worden, nachdem die Wasserschutzpolizei im August auf das Fahrverbot bei der Baustelle hingewiesen hatte. Er meint, dass Kanufahrer in der Regel versiert seien, deswegen gehe er davon aus, dass sich die Warnschilder eher an unerfahrene «Gummibötler» richten. «Es könnte sein, dass diese die Gefahren nicht erkennen und leichtsinnig in den Fluss steigen.» Vor dem Hauptbahnhof, bei der Gessnerallee, sei der Wasserstand in der Sihl häufig zu wenig tief, um paddeln zu können. Deswegen werde diese Stelle nicht intensiv genutzt. Doch beim Platzspitz würden regelmässig «Gummibötler» einsteigen. «Wer an einem Hindernis hängen bleibt, kann sich verletzen oder gar ertrinken», ist Alexander Jacobi überzeugt.
Die Warnhinweise würden laut Stadt wirken. «Seit der Aufstellung der Schilder kam es zu keinem ähnlichen Vorfall mehr», erklärt Helen Berg vom Tiefbauamt.
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