Sorgen ums Dunkelhölzli
Demnächst beginnen die Arbeiten zur Umgestaltung des Areals Dunkelhölzli. Laut Stadt werden die Bedingungen für Natur und Nutzer verbessert. Eine Anwohnergruppe befürchtet das Gegenteil. - Von Sacha Beuth
Areal des Anstosses: Dunkelhölzli (Aufnahme von 2018). Bild: PD/Rolf Walther
Demnächst beginnen die Arbeiten zur Umgestaltung des Areals Dunkelhölzli. Laut Stadt werden die Bedingungen für Natur und Nutzer verbessert. Eine Anwohnergruppe befürchtet das Gegenteil. - Von Sacha Beuth
Ein schmuckes Garten- und Naturparadies mit Hochwasserschutz soll nach dem Willen der Stadt in Altstetten auf dem Areal zwischen Dunkelhölzlistrasse und Salzweg entstehen. Doch nachdem das Projekt mit 72,8 Prozent Ja-Stimmen im Jahr 2018 von der Bevölkerung deutlich angenommen wurde, war es ruhig um das «Gartenareal Dunkelhölzli» geworden. Mit der Ruhe ist es nun vorbei. Ende Januar starten die Arbeiten für das Gartenareal und das Wasserbauprojekt. Sie dauern bis Ende 2025. Danach folgt ab Frühjahr 2026 eine etappierte Inbetriebnahme der Flächen zur gärtnerischen Nutzung.
Im Vorfeld der Aktivitäten wollen Rolf Walther und rund drei Dutzen gleichgesinnte Anwohner und Nutzer des Areals, die womöglich letzte Chance nutzen, korrigierend einzugreifen. Denn nach Ansicht des Alt-Kantonsrats und Alt-Gemeinderats der FDP, der von Anfang an gegen das Projekt kämpfte, gibt es einige Ungereimtheiten. Angefangen beim Austausch von rund 7000 m³ belastetem Erdreich. «Wieso ist dies nötig, wenn bis jetzt die Fläche landwirtschaftlich genutzt werden konnte?», fragt Walther. Auch die Notwendigkeit des Ausbaus des Hochwasserschutzes zweifeln er und seine Mitstreiter an. Und sie sorgen sich, dass durch die Eingriffe ein wertvolles Feuchtbiotop für immer verschwindet. Die Opponenten fordern darum, auf alle unnötigen Eingriffe zu verzichten und den Naherholungsraum möglichst so zu belassen, wie er ist.
Doch sind besagte Tätigkeiten wirklich unnötig? Und warum beginnen sie erst jetzt, wo doch der Startschuss für den Bau der Gärten ursprünglich schon 2021 hätte erfolgen sollen? Konfrontiert mit den Fragen, nimmt Grün Stadt Zürich, welches bei der Umsetzung des Projekts die Führung innehat, zuerst zur Verschiebung Stellung. «Nach der Volksabstimmung durchlief das Gesamtprojekt verschiedene Bewilligungsverfahren. In der Folge wurde das Wasserbauprojekt angepasst und nach Wasserwirtschaftsgesetz neu aufgelegt. Dies geschah bis zur Festsetzung des Wasserbauprojekts durch die Baudirektion des Kantons Zürich im Jahr 2021. Im Rahmen der erneuten Auflage wurden auch Einwendungen behandelt, welche die Projektierungszeit verlängerten», schreibt Markus Gamper, Kommunikation Grün Stadt Zürich.
Insgesamt entstehen auf dem rund 66 000 m² grossen Areal Dunkelhölzli sechs grosse Gartenfelder (auf 38 000 m² Gartenland) und ein weiträumiger öffentlich zugänglicher Naherholungsbereich. Zur Frage nach dem Austausch von belastetem Erdreich betont Gamper, dass die Mehrheit der Flächen unverändert verwendet werden können. «Weil aber für die Nutzung als Gartenflächen strengere Vorschriften gelten als für die Nutzung durch Landwirtschaft, müssen wir bei einigen Flächen die oberste Bodenschicht von 30 bis 50 Zentimetern austauschen. Dies betrifft Flächen, welche aus der früheren Nutzung keinen sauberen Boden mehr aufweisen, das heisst Fremdmaterialien, wie zum Beispiel Schlacken, Tonscherben oder Klärschlamm eingebracht oder durch die Bewirtschaftung verunreinigt wurden.» Woher die Fremdmaterialien stammen, lasse sich nicht abschliessend bestimmen. Entsorgt werden soll der belastete Boden «in nahegelegenen Deponien». Für Walther ergibt dies keinen Sinn. «Erstens verunreinigt jeder Familiengarten ebenfalls den Boden. Zweitens wird das Problem nicht gelöst, sondern unökologisch per Lastwagen verschoben. Und drittens gibt es in unmittelbarer Nähe Flächen, die vom früheren Schiessplatz, weiterhin und ohne Erdaustausch belastet sein dürften».
Zur Frage nach der Notwendigkeit der Hochwasserschutzmassnahmen antwortet Gamper: «Derzeit bieten die Bäche nicht genug Schutz vor Überschwemmungen bei anhaltendem starkem Regen, da die bestehenden offenen Gerinne und Eindolungen nicht die notwendigen Kapazitäten für ein schadloses Abfliessen des Wassers aufweisen. Der Hochwasserschutz der beiden Bäche wird durch die Schaffung von Retentionsräumen und die Renaturierung der Bäche sowie durch Hochwasserentlastungskanäle sichergestellt. Die Massnahmen müssten übrigens auch dann umgesetzt werden, wenn das Projekt Dunkelhölzli nicht verwirklicht würde.» Auch würde durch die Neugestaltung das Feuchtgebiet nicht verschwinden. «Im Gegenteil. Das Projekt fördert die ökologische Aufwertung der Bäche und der umliegenden Flächen, indem Lebensräume für Pflanzen und Tiere geschaffen werden. Gerade die Renaturierung der Gewässer und die Verbesserung der Umweltqualität tragen zur Erhöhung der Biodiversität in der Region bei.»
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