Die Millionen-Masche
Mit einem vermeintlichen Erbe von mehreren Millionen US-Dollar gehen Trickbetrüger in Zürich und Umgebung auf Opfersuche. Dabei geben sie sich viel Mühe, den Anschein von Seriosität zu erwecken. - Von Sacha Beuth
Trickbetrug per Post: Aktuell zirkulieren in Zürich und Umgebung Briefe, die ein Millionenerbe versprechen. Bild: SAG
Mit einem vermeintlichen Erbe von mehreren Millionen US-Dollar gehen Trickbetrüger in Zürich und Umgebung auf Opfersuche. Dabei geben sie sich viel Mühe, den Anschein von Seriosität zu erwecken. - Von Sacha Beuth
Der Zürcher A. W. (Name der Redaktion bekannt) war erst erfreut, als er den Brief mit dem Absender einer spanischen Anwaltskanzlei öffnete. Für einmal war es keine Rechnung, sondern ein Schreiben, welches eine reiche Erbschaft versprach. Ein Vermögen von 4 950 777 US-Dollar soll ein entfernter und kinderloser Verwandter mit gleichem Nachnamen auf einer spanischen Bank hinterlassen haben, welcher einst nach Kanada ausgewandert war. Das Anwaltsbüro schlägt nun vor, dass 45 Prozent der Summe W. zukommen, 10 Prozent an gemeinnützige Organisationen fliessen und die übrigen 45 Prozent das Anwaltsbüro erhalten soll. Dazu brauche der Bankmanager die Daten von W., weshalb dieser aufgefordert wird, über eine Telefonnummer Kontakt mit einer Mitarbeiterin des Anwaltsbüros aufzunehmen.
Spätestens hier ist W. klar, dass es sich um eine Betrugsmasche handelt. Dennoch ist er erstaunt über deren Art und Weise. «Ähnliche Schreiben habe ich zwar schon per E-Mail erhalten, jedoch noch nie über den Postweg. Postmarke und Poststempel sind echt. Und sogar die Anschrift des Anwaltsbüros im Kopffeld des Briefs ist korrekt. Die haben ziemlichen Aufwand betrieben, um seriös zu wirken», findet W.
Das «Tagblatt» hat den von W. zugespielten Brief mit der relativ neuen Masche der Stadtpolizei Zürich zukommen lassen. «Das Vorgehen ist uns bekannt. Wir haben auch schon innerhalb des letzten Jahres ein paar Meldungen von Betroffenen aus der Stadt Zürich erhalten. Glücklicherweise ist niemand darauf eingegangen», erzählt Michael Walker, Mediensprecher bei der Stadtpolizei Zürich. Er weist auf weitere Ungereimtheiten und Indizien für einen Betrugsversuch hin: «Der Brief hat viele Rechtschreibfehler und mehrfach plötzliche Schriftwechsel mitten im Text. Die Telefonnummer, über die man sich melden soll, ist nicht die gleiche wie die im Kopffeld. Ausserdem: Nur weil eine entsprechende Website mit realer Postanschrift vorhanden ist, heisst das nicht automatisch, dass das Anwaltsbüro auch wirklich existiert oder seriös ist.» Wie bei vermeintlichen Erbschaften, die via E-Mail versendet werden, laufe alles darauf heraus, an die Bankdaten der angeschriebenen Personen zu gelangen und/oder diese zur Zahlung von «Auslagen» und «nötigen Vorschüssen» aufzufordern, wobei man hernach sein Geld nie mehr wieder sehe. «Kurz: Zu schön, um wahr zu sein. Darum solche Schreiben am besten uns melden oder ins Altpapier werfen, aber keinesfalls Kontakt aufnehmen».
Weitere Infos:
https://www.skppsc.ch/de/1220-2/
Selber einen solchen Brief erhalten? Oder eine Meinung zum Thema?
echo@tagblattzuerich.ch
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