Aussergewöhnliches Spa-Erlebnis
Ein Kollektiv beheizt im Kanton Zürich Brunnen, um darin zu baden. Die Stadt steht dem Vorhaben kritisch entgegen. Doch das GZ Heuried macht das aussergewöhnliche Spa-Erlebnis möglich. - Von Clarissa Rohrbach
In Basel werden die Brunnen bereits seit neun Jahren beheizt. Nun kommt der Anlass nach Zürich. Bild: Brunnen gehn
Ein Kollektiv beheizt im Kanton Zürich Brunnen, um darin zu baden. Die Stadt steht dem Vorhaben kritisch entgegen. Doch das GZ Heuried macht das aussergewöhnliche Spa-Erlebnis möglich. - Von Clarissa Rohrbach
Ein warmes Bad mitten in der Stadt? Dies ist am 20. März auf dem Areal des GZ Heuried möglich. Hier wird ab 18 Uhr ein Bassin beheizt. Badefreudige können im 39 Grad warmen Wasser planschen, etwas trinken und plaudern. Hinter diesem aussergewöhnlichen Spa-Erlebnis steht das Kollektiv Hotel Regina, das mit seinem Projekt «Brunnen gehn» durch den Kanton Zürich tourt. An zehn Orten beheizen die Künstler öffentliche Brunnen jeweils für einen Abend, damit die Bevölkerung darin baden kann. In Basel hat das Konzept Tradition. Hier beendete «Brunnen gehn» im letzten November seine neunte Saison. «Bei uns badet man seit den 50er-Jahren im Sommer in Brunnen, wir wollten dies auch im Winter möglich machen», sagt Quirin Streuli, eines der fünf Gründungsmitglieder des Kollektivs Hotel Regina. Die Gruppe aus Kunst- und Kulturschaffenden hat das Konzept 2016 entwickelt und besteht zurzeit aus 15 Heizerinnen.
Die Zürcher Tour wurde durch das Förderprogramm «#hallo wasser» des Kantons Zürich möglich. Dieses unterstützt Projekte finanziell, die das Erleben der Ressource Wasser hervorheben. Doch dem Kollektiv geht es nicht nur um Wasser, sondern vor allem darum, Energie sichtbar und diskutierbar zu machen. So strampeln die Freiwilligen auf Velos, um das mit einem Holzofen erhitzte Wasser in die Brunnen zu pumpen. Um dieses auf 39 Grad zu bringen, müssen drei Personen bereits am Morgen früh pedalieren, drei andere übernehmen am Abend. Pro Tag werden so rund 120 Kilometer zurückgelegt. Auch das Material – den Ofen, die Garderoben und eine Rezeption – transportieren sie mit Veloanhängern, also reiner Muskelkraft, von Ort zu Ort. Die beladenen Anhänger sind bis zu 60 Kilogramm schwer.
Die Aktion «Brunnen gehn» dauert insgesamt 20 Tage. Den Anfang macht Bubikon am 14. März, darauf folgen Grüningen, Küsnacht, Embrach, Bülach, Stadel, Rafz, Marthalen und Stammheim. Obwohl die Tour durch das ländliche Zürich ziehen sollte, war es Streuli wichtig, die Stadt nicht auszulassen. Doch ausgerechnet in Zürich mit seinen 1200 öffentlichen Brunnen durfte das Kollektiv keinen beheizen. «Eine Beheizung ist in Anbetracht der von der Stadt Zürich angestrebten Klimaziele nicht wünschenswert», sagt Hans Gonella, Sprecher der Wasserversorgung der Stadt Zürich. Holz zu verbrennen sei nicht klimaneutral und erzeuge zudem Rauch, was im Quartier zu Reklamationen führen könnte. Ausserdem hatte die Stadt laut Gonella Bedenken, dass die Brunnen beschädigt werden könnten. Doch Gonella hebt auch hervor, dass die Behörden das Konzept von Hotel Regina für eine gute Idee halten. «Wir bespielen die Brunnen schon mit diversen Aktionen und bekommen viele Anfragen. Dieses Mal haben wir uns dagegen entschieden und den Anlass am GZ Heuried überlassen», sagt Gonella.
«Wir wollen die Diskussion anregen, wer Anspruch auf den öffentlichen Raum hat. Die Stadt hat diese im Keim erstickt», sagt Quirin Streuli. Früher seien Brunnen ein Ort des sozialen Austausches gewesen, daran wolle man anknüpfen. Das Projekt zeige, dass Orte in der Stadt nicht nur Transit-, sondern auch Lebensräume sind. «Man muss nicht weit fliegen, um etwas zu erleben», meint Streuli. Er hat aber Verständnis für die Absage der Stadt. Holz zu verbrennen sei «nicht die grünste Methode der Energiegewinnung». Doch Streuli hebt auch hervor, dass die Aktion vergleichsweise wenig Energie verbrauche. «Für eine Person zuhause ein heisses Bad einzulassen, braucht fast so viel Energie.»
Am 20. März stellt das Kollektiv deswegen im GZ Heuried ein extra für diesen Anlass gebautes Bassin auf. Dort freut man sich. Sara Steiner von der Quartierarbeit meint: «Wir fanden die Idee mega lässig, deswegen haben wir mitgemacht.» Man erwarte rund 120 Personen, wie das in Basel jeweils Usus ist. Für Badefreudige gibt es Suppe und Getränke. Der Anlass ist kostenlos. Steiner rät, eine Badehose und einen Bademantel mitzunehmen. «Es braucht ein bisschen Mut, doch es wartet ein einzigartiges Gemeinschaftserlebnis.»
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