Für Tadej Pogacar (grünes T-Shirt) endete die Rad- und Paracycling-Strassen-WM Zürich 2024 mit einem Erfolg - für die Veranstalter aber mit einem herben finanziellen Minus. Bild: PD/Kanton Zürich
18.03.2025 14:57
Rad-WM hinterlässtMillionen-Defizit
Trotz grossem Publikumsandrang schliesst die Rad- und Paracycling-Strassen-WM Zürich 2024 mit einem Defizit von rund 4,5 Mio. Franken ab. Dafür aufkommen sollen die Steuerzahler von Stadt und Kanton Zürich. - Von Sacha Beuth
Die im letzten September ausgetragene Rad- und Paracycling-Strassen-WM hatte trotz mässigen Wetterverhältnissen 1,2 Millionen Velofans an die Strecken gelockt. Dennoch ist die Rechnung für das Organisatoren nicht aufgegangen. Wie der Verein Rad- und Para-Cycling-WM Zürich 2024 am 14. März bekanntgab, hinterliess der Anlass ein Defizit von rund 4,5 Millionen Franken.
Als Gründe für das Defizit im Vergleich zur ursprünglichen Projekteingabe 2019 führt das Lokale Organisationskomitee (LOK) einerseits verschiedene Mehrkosten wie Anpassungen bei der Streckensicherung aufgrund der beschlossenen Verkehrsmassnahmen, Zusatzaufwände für die Organisation der Rennen, Mehrausgaben für die Einhaltung der Vereinbarungen mit dem Radsport-Weltverband UCI, kurzfristig erforderliche Massnahmen nach einem Stromausfall sowie die Behebung von Wetterschäden auf. Andererseits seien die Einnahmen aus Catering, Merchandising und Ticketing aufgrund der Wettersituation geringer ausgefallen als erwartet. Und schliesslich habe sich auch die medial ausgetragene Kontroverse rund um die Strassensperrungen negativ auf potenzielle Sponsoren ausgewirkt. Hinzu gekommen seien die kurzfristigen Absagen von Events aufgrund des tödlichen Unfalls der Nachwuchsfahrerin Muriel Furrer.
Zur Sanierung und um noch offene Forderungen der Gläubiger begleichen zu können, hat der Verein Rad- und Para-Cycling-WM Zürich 2024 bei der öffentlichen Hand finanzielle Unterstützung beantragt. 2 Millionen Franken des Defizits sind bereits gedeckt, weil der Regierungsrat aufgrund der offensichtlichen Rückzahlungsunfähigkeit seines 2023 gewährten Überbrückungsbeitrags aus dem Sportfonds verzichtet. Auch bei der Stadt Zürich hat der Verein über das ebenfalls 2023 gewährte Darlehens von 2 Millionen Franken sowie einen Zusatzkredit zur Deckung des verbleibenden Defizits eine provisorische Nachlassstundung beantragt.
Der Stadtrat hat gleichentags schon bekannt gegeben, dass er gewillt ist, den Verein finanziell zu unterstützen, um die Sanierung zu ermöglichen und Schaden von den privaten Gläubigern abzuhalten. Er will dem Gemeinderat, der über die Angelegenheit zu entscheiden hat, demnächst einen entsprechenden Antrag stellen. Mittels einer externen Untersuchung soll der finanzielle Bedarf zur Sanierung des Vereins bestimmt werden. Um eine unabhängige Beurteilung zu gewährleisten beauftragte der Stadtrat den Vorsteher des Sozialdepartements, Raphael Golta, mit der weiteren Bearbeitung dieses Geschäfts. Dieser stellt gegenüber dem «Tages-Anzeiger» in Aussicht, dass die Ergebnisse der laufenden Untersuchungen in den nächsten Wochen veröffentlicht werden. Golta bedauert, dass die «Rechnung nicht aufgegangen ist». Zugleich warnt er aber davor, den Erfolg der Rad-WM nur auf das Finanzielle zu reduzieren. Schliesslich habe der Anlass eine positive Ausstrahlung weit über Zürich hinaus gehabt.
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