Lärmradare gegen Autoposer
Mit Lärmdisplays und Lärmradaren sagt Zürich Autoposern den Kampf an. Der Pilotversuch läuft aber völlig anonym ab, da die rechtliche Grundlage für die Bussenverteilung noch fehlt. - Von Christian Saggese
Lärmdisplay: Zeigen die Mundwinkel rauf, ist alles in Ordnung. Bild: SAG
Mit Lärmdisplays und Lärmradaren sagt Zürich Autoposern den Kampf an. Der Pilotversuch läuft aber völlig anonym ab, da die rechtliche Grundlage für die Bussenverteilung noch fehlt. - Von Christian Saggese
Mit ihren aufgemotzten, lauten Wagen kurven sie insbesondere im Kreis 1 herum und stellen sich am Seebecken zur Schau. Für die Bevölkerung sind sogenannte «Autoposer» aber vor allem eines: ein Ärgernis. Sie verursachen Lärm und behindern den Verkehr. Die Stadtpolizei Zürich reagiert seit Längerem mit Grosskontrollen, Anzeigen wegen technischer Manipulationen und temporären Strassensperrungen – doch der Trend hält weiter an.
Nun hat die Stadt ein wissenschaftlich begleitetes Pilotprojekt lanciert, das sich mit diesem Phänomen auseinandersetzt. Erfüllt wird damit ein Auftrag des Gemeinderats. Über einen Zeitraum von drei Monaten werden Lärmdisplays und Lärmradare getestet. Dieser Versuch hat allerdings noch keinen positiven Einfluss auf die Stadtkasse, denn bislang fehlt auf Bundesebene die gesetzliche Grundlage, um Bussen zu verteilen. Dies ist in Arbeit. «Wir können mit dem Pilotversuch aber bereits ein Zeichen setzen, dass wir übermässigen Lärm nicht tolerieren», sagte Stadträtin und Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart letzte Woche vor den Medien. «Zudem sammeln wir wertvolle Erfahrungen im Umgang mit den Geräten». Ziel sei es, die Technik später «scharf zu stellen», sobald die Rechtslage dies erlaube.
Die Displays mit Sensibilisierungscharakter ähneln den bekannten Tempoanzeigen: Fahrzeuge, die unter einem Lärmpegel von 82 Dezibel bleiben, werden mit einem lächelnden Smiley belohnt. Überschreitet der Geräuschpegel diesen Schwellenwert, erscheint hingegen ein trauriger Smiley mit dem Hinweis «zu laut». Der Lärmradar wiederum kombiniert Lärmmessungen mit Bilderfassung. 42 eingebaute Mikrofone analysieren die Lautstärke und machen je nachdem ein Foto. Ein solcher Radar konnte an der Medienpräsentation allerdings noch nicht vorgestellt werden, da er sich noch auf dem Weg von Frankreich in die Schweiz befand. Installiert werden die Geräte an von Autoposern besonders stark frequentierten Orten – welche genau das sind, verrät die Stadtpolizei aus strategischen Gründen allerdings nicht. Bis die gesetzliche Grundlage steht, läuft der Versuch völlig anonym ab. Es werden also noch keine Daten wie Nummernschilder erfasst.
Der TCS begrüsst den Pilotversuch, wie er in einer Mitteilung schreibt: «Dass Verkehr unerwünschte Geräusche verursacht, ist unvermeidlich. Wenn aber einzelne Fahrer im dichtbesiedelten Gebiet vorsätzlich unnötigen Lärm produzieren, so ist dies klar abzulehnen.» Auch aus Sicht der Verkehrssicherheit. So hat erst Ende März ein mutmasslicher Autoposer am Kreuzplatz einen Unfall gebaut, als er beim Anfahren nach einem Rotlicht Vollgas gab. Er verlor die Kontrolle über seinen Mercedes und verletzte dabei eine Fussgängerin erheblich.
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