Eine Arena mit Weltklasse
JUBILÄUM In diesem Jahr feiert das Stadion Letzigrund sein 100-jähriges bestehen. Das Oval mit mehrfach wechselndem Mantel erlebte Leichtathletik-Weltrekorde, Fussballdramen, Musikgiganten und einen Brand. SB
JUBILÄUM In diesem Jahr feiert das Stadion Letzigrund sein 100-jähriges bestehen. Das Oval mit mehrfach wechselndem Mantel erlebte Leichtathletik-Weltrekorde, Fussballdramen, Musikgiganten und einen Brand. SB
Was mit einem Acker begann, ist heute aus der Geschichte der Stadt Zürich nicht mehr wegzudenken: Das Stadion Letzigrund. Nun feiert die Arena ihr 100-jähriges Bestehen. Es ist ein Jubiläum voller denkwürdiger Momente, sowohl im Sport, wie in der Musik.
Am Anfang steht der 1896 gegründete FC Zürich, der eine neue Heimstätte sucht und darum 1923 den Letzigrund pachtet. 1924 erfolgt der Spatenstich zum Bau des «Sportplatz Letzigrund». Am 22. November 1925 wird die Anlage dann standesgemäss mit einem Fussballderby zwischen dem FCZ und GC eingeweiht (2:2). Bereits im Jahr darauf findet das erste Länderspiel statt, bei dem sich die Schweiz und Italien 1:1 trennen. Und 1928 treffen sich erstmals die internationalen Leichtathletikstars zum Meeting des LCZ, heute «Weltklasse Zürich» genannt, in der Arena. Bei der Premiere lässt sich Finnlands neunfacher Olympiasieger Paavo Nurmi nach seinem Erfolg über 5000 m von den Zuschauern feiern.
Während des Cupspiels gegen Adliswil geht nach einem Kurzschluss 1929 die Holztribüne in Flammen auf. Die FCZler lassen sich dadurch allerdings nicht beirren und gewinnen 12:1. Dennoch hat der Brand Folgen. Der FCZ übernimmt sich beim Bau einer neuen Tribüne, kann darauf die Unterhaltskosten des Stadions nicht mehr bezahlen und muss es 1935 der Stadt entschädigungslos überlassen. 1953 soll das Stadion für die WM 1954 vergrössert werden. Das Projekt scheitert allerdings in der Volksabstimmung und die Zürcher WM-Partien werden im Hardturm ausgetragen. Dennoch wird die Anlage später weiter ausgebaut und erhält 1958 unter anderem eine neue Westtribüne plus Flutlichtanlage.
1959 sorgt der Deutsche Martin Lauer dann innert kurzer Zeit über 110 m Hürden und 200 m Hürden für die ersten zwei von bis heute 25(!) Leichtathletik-Weltrekorden im Letzigrund. Zuletzt gelang dieses Kunststück in Zürich der russischen Stabhochspringerin Yelena Isinbayeva 2009.
In den 60er- und 70er-Jahren wird der Letzigrund Schauplatz legendärer Fussballpartien. Zweimal kann in dieser Phase der FCZ bis in die Halbfinals des Europacups der Landesmeister (Vorläufer der Champions League) vordringen. 1977 schnuppert er nach dem Penalty von Bruno Risi zur 1:0-Führung gegen den mit Weltstars gespickten FC Liverpool sogar kurz an der Sensation (Endresultat 1:3).
1996 treten neben den sportlichen mit Bon Jovi erstmals musikalische Stars mit Weltklasseformat auf. Auch für weitere Grössen wie Aerosmith, Bryan Adams, Tina Turner, Madonna, Pink, Robbie Williams, Rihanna, Rolling Stones, U2, Herbert Grönemeyer und 2024 Taylor Swift dient das «Letzi» fortan als Open-Air-Tempel.
Im Hinblick auf die Fussball-EM 2008 in der Schweiz und Österreich bewilligen Gemeinderat und Stimmvolk 2005 entsprechende Kredite zum Neubau des Stadions. 2006 findet das letzte «Weltklasse»-Meeting und das letzte Spiel des FCZ in der alten Arena statt. Noch im gleichen Jahr wird sie abgerissen.
Am 30. August 2007 erfolgt die Eröffnung des neuen «Stadion Letzigrund» für 24 000 (bei internationale Fussballspielen) bis 50 000 (bei Konzerten im Innenbereich) Zuschauer und im Sommer darauf geniesst die Arena mit drei Vorrundenspielen der Euro internationale Aufmerksamkeit. Ein Umstand, der sich 2014 mit der Austragung der 22. Leichtathletik-EM wiederholt.
Ein besonders erfreuliches Ereignis aus Sicht des FCZ und seiner Anhänger ereignet sich am 7. August 2011. Gleich mit 6:0 fegen die FCZler (die sich nach dem Abriss des Hardturmstadions die Heimstätte mit ihrem Lokalrivalen teilen) im Derby die Mannschaft von GC aus dem Letzigrund und feiern den bislang höchsten Derbysieg ihrer Geschichte.
Im Jubiläumsjahr rückt derweil schon das nächste Weltklasse-Ereignis näher: Fünf Partien der am 2. Juli beginnenden Woman's Euro 2025 finden im Letzigrund statt. Den Anfang macht am 5. Juli das Gruppenspiel zwischen Frankreich und England.
Weitere Informationen:
www.stadionletzigrund.ch
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