Ertrinken als grosse Gefahr
Unfälle durch Ertrinken sind bei Kleinkindern die häufigste Todesursache. Auch Stürze zuhause sind eine Gefahr. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung präsentiert Präventionsmassnahmen. - Von Ginger Hebel
Die meisten Unfälle mit Kleinkindern erfolgen in und an Gewässern. Symbolbild: Pixabay
Unfälle durch Ertrinken sind bei Kleinkindern die häufigste Todesursache. Auch Stürze zuhause sind eine Gefahr. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung präsentiert Präventionsmassnahmen. - Von Ginger Hebel
Unfälle bei Kleinkindern stehen an der Tagesordnung. Im privaten Wohnbereich verletzen sich schweizweit jährlich rund 60 000 Kinder und Jugendliche. Jedes Jahr verlieren 28 Kinder und Jugendliche ihr Leben durch einen Unfall. Zu viele, findet die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU). Mit der «Vision Zero» verfolgt sie das Ziel, dass kein Kind mehr bei einem Unfall sterben soll. «Wenn alle die Gefahren erkennen, durch ihr Verhalten das Unfallrisiko reduzieren und die Infrastruktur fehlerverzeihend ist, sind zumindest viele schwere Unfälle vermeidbar – warum also nicht gleich alle?», sagt BFU-Sprecher Christoph Leibundgut. Mit gezielten Präventionsmassnahmen soll das Engagement für mehr Sicherheit im Alltag gestärkt werden.
Planschbecken abdecken
Über die Hälfte der tödlichen Unfälle von Kindern ereignen sich im trauten Heim und in der Freizeit. Dreissig Prozent der Kinder verunfallen im Strassenverkehr tödlich. Dieser Anteil liegt bei Jugendlichen zwischen 15 und 17 Jahren gar bei 60 Prozent. Rund jeder sechste tödliche Unfall von Kindern ereignet sich zudem beim Sport. «Die mit Abstand häufigste Ursache von töd-lichen Unfällen ist Ersticken und Ertrinken. Bei den 0- bis 4-Jährigen ist dies der Grund für die Hälfte der unfallbedingten Todesfälle», sagt Christoph Leibundgut. Eine der grössten Gefahren im Wasser sei vielen Eltern zu wenig bewusst: Das stille Ertrinken. «Kleinkinder ertrinken meist lautlos und ohne Anzeichen. Sie zappeln nicht und schreien nicht, das macht es so gefährlich», betont Leibundgut.
Man müsse sie deshalb zwingend immer im Auge behalten, Kleinkinder gar in Griffnähe. «Wir empfehlen, Planschbecken nach Gebrauch abzudecken oder auszuleeren. Auch Regentonnen und Wassereimer sollte man immer zudecken.» Weiter rät die Beratungsstelle für Unfallverhütung von Badewannensitzen ab. «Kleinkinder müssen beim Baden gehalten werden, damit sie nicht untertauchen. Kinderwannensitze können eine falsche Sicherheit vermitteln.»
Eine grosse Gefahr für Kinder stellen auch Stürze aus der Höhe dar, von Treppen, Wickelkommoden oder Spielgeräten. Auch Lernlaufhilfen seien eine potenzielle Gefahr. «Kinder lernen damit nicht schneller laufen. Dafür können sie hängen bleiben, umkippen oder gefährlichere Dinge aus grösserer Höhe erreichen», betont Christoph Leibundgut. Auf Spielplätzen verletzen sich gemäss aktuellen Zahlen der BFU jährlich rund 8600 Kinder. Es sei daher wichtig, eine Anlage zu wählen, die dem Alter und dem Können des Kindes angepasst sei. Kinder sollte man zudem nicht irgendwo hochheben, wo sie nicht selber hinklettern können. Leibundgut: «Sie sollen lernen, selbst hoch und wieder runter zu kommen.» Man müsse sich zudem bewusst sein, dass Kinder dem Spiel ihre volle Aufmerksamkeit schenken. Erst im Alter von etwa zehn Jahren entwickeln sie ein Bewusstsein für Gefahren.
Unfälle mit Babys und Kleinkindern vermeiden
* Kind auf dem Wickeltisch nie alleine lassen, um Stürze zu verhindern
* Bei Treppen in der Wohnung und im Haus: Schutzgitter anbringen
* Schubladen- und Türstopper montieren
* Bei Möbeln mit scharfen Ecken und Kanten einen Schutz anbringen
* Etagenbett: Beim oberen Bett gilt «Zutritt ab 6 Jahren». Tagsüber Leiter auf dem oberen Bett verstauen
* Verschluckungsgefahr: Kind nur mit Lebensmitteln füttern, die im Mund weich werden. Keine Nüsse, Mandeln oder Cherrytomaten
* Kleinteile wegräumen: Alles, was kleiner ist als ein Tischtennisball oder der Durchmesser einer WC-Rolle, sollte nicht herumliegen
* Knopfbatterien und Magnete sind für Kleinkinder besonders gefährlich
* Reinigungsmittel, Medikamente, Gartenprodukte und andere giftige Stoffe verschlossen und unerreichbar aufbewahren. Auf giftige Zimmerpflanzen verzichten
* Keine Kletterhilfen (Stühle, Sofas, Kisten, etc.) vor Fenster oder das Balkongeländer stellen – Absturzgefahr!
* Steckdosen mit einem Steckdosenschutz versehen
* Stabilen Kinderhochstuhl verwenden. Wenn sich das Kind mit den Füssen vom Tisch wegstösst, sollte der Stuhl nicht kippen, sondern wegrutschen
* In der Nähe von Wasser: in Griffnähe bleiben. Nie weiter als einen bis drei Schritte vom Kind entfernen. Handy in der Tasche lassen.
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