Unfreiwilliger Baustopp
Widerstand gegen saubere Erdwärme-Energie – und das bei einem Schulhaus? Das gibt es mitten in Zürich bei den Schulhäusern Aemtler A und B. Die Sanierung ist vorerst gestoppt. Stecken Nachbarn dahinter? - Von Max Kern
Die Instandsetzung der Schulanlage Aemtler muss vorübergehend gestoppt werden. Es ist ein Rekurs eingegangen. Bild: Max Kern
Widerstand gegen saubere Erdwärme-Energie – und das bei einem Schulhaus? Das gibt es mitten in Zürich bei den Schulhäusern Aemtler A und B. Die Sanierung ist vorerst gestoppt. Stecken Nachbarn dahinter? - Von Max Kern
An der Bertha- und der Saumstrasse stehen zwei grosse Info-Tafeln. Das Amt für Hochbauten der Stadt Zürich informiert darauf über die Instandsetzung der Schulanlage Aemtler. Unter dem Titel «Information zu Baubeginn Erdsonden auf der Aemtlerwiese» steht in Blau auf Gelb: «Die bestehende fossile Wärmeerzeugung der Schulanlage wird durch erneuerbare Energieträger ersetzt. Als neue nachhaltige Wärmeerzeugung sind zwei Wärmepumpen mit Erdsonden vorgesehen. Das geplante Erdsondenfeld ist aus geologischen Gründen im Untergrund der Aemtlerwiese geplant und muss daher vor dem Bau der Schulraumprovisorien erfolgen.»
Alles in Butter, denkt der Laie. Die Stadt setzt bei ihren Schulhäusern auf grüne Energie statt umweltbelastender fossiler Wärmeerzeugung. Nur: Seit Kurzem steht auf den beiden Info-Tafeln in schwarzen Lettern auf weissem Grund: «Baustopp infolge Rekurs».
Wer hat in Zürich-Wiedikon etwas gegen grüne Energie? Wann wurde der Baustopp verhängt? Franziska Martin, Leiterin Kommunikation beim Amt für Hochbauten, schreibt: «Die Bauherrschaft hat am 3. September 2025 die Bauarbeiten für die Erdsondenbohrungen infolge Rekurs eingestellt.» Wer hat die Rekurse eingereicht? «Aufgrund des laufenden Verfahrens ist eine Beantwortung dieser Frage nicht möglich.»
Die zentrale Frage, die unter den Nägeln brennt: Woran stören sich die Rekurrenten? Die Stadt antwortet: «Angefochten wurde die Bewilligung für eine Erdwärme-sonden-Wärmepumpenanlage auf dem Schulhausgrundstück. Im Rekurs wird unter anderem beanstandet, der Grundwasserspiegel im Bereich Aemtler sei hoch, der Grundwasserspiegel dementsprechend gespannt und bei der Vorgehensweise der Bauherrschaft drohe ein Grundbruch. Sodann würde die Erdwärmepumpe den benachbarten Grundstücken Wärme entziehen.»
Als Grundbruch wird in der Bodenmechanik ein seitliches Wegbrechen des Bodens durch zu grosse Bodenpressung bezeichnet.
Wie lange der Baustopp infolge Rekurs dauern wird, steht noch in den Sternen. Bei der Stadt heisst es dazu: «Da wir als Bauherrschaft die Dauer des Rekurses nicht beeinflussen können, ist es uns nicht möglich, diese Frage zu beantworten.»
Gabs in der Vergangenheit in der Stadt Zürich ähnliche Fälle? «Ähnliche Fälle bei Bauvorhaben der Stadt Zürich sind uns nicht bekannt.»
Die 1908 nach Plänen von Städtebauer Gustav Gull (1858 – 1942) erbaute Schulanlage sollte umgehend saniert werden. Auf der Homepage des Quartiervereins Wiedikon ist über die Schulhäuser zu lesen: «Gemäss Hochbauamt erfüllen sie die heutigen Anforderungen an Hindernisfreiheit, Brandschutz und ökologische Nachhaltigkeit nicht mehr. (…) Und zur energetischen Nutzung wird auf der Aemtlerwiese ein Erdsondenfeld erschlossen.» Diesen Plänen machen die Rekurrenten jetzt einen dicken Strich durch die Rechnung.
Lade Fotos..