Weg mit den Stummeln
Auf der Blatterwiese sollen Einweg-Aschenbecher Raucher motivieren, Zigaretten nicht auf den Boden zu werfen. - Von Clarissa Rohrbach
In diesen Einweg-Aschenbecher sollen Zigistummel landen. Bild: Stadt Zürich
Auf der Blatterwiese sollen Einweg-Aschenbecher Raucher motivieren, Zigaretten nicht auf den Boden zu werfen. - Von Clarissa Rohrbach
Sechs Milliarden Zigarettenstummel landen gemäss der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention in der Schweiz jährlich auf dem Boden. Dies verursacht nicht nur hohe Reinigungskosten, sondern schadet auch der Umwelt. Neuste Studien belegen, dass ein einziger Stummel bis zu 1000 Liter Wasser verschmutzen kann. Grund für das Littering ist laut der Fachhochschule Nordwestschweiz die Bequemlichkeit der Raucher. Ist kein Kübel in der Nähe, wird die Zigarette einfach weggeschnippt. Der Aufwand, einen Aschenbecher zu suchen, werde häufig als nicht zumutbar empfunden. Eine von vier gerauchten Zigaretten wird nicht richtig entsorgt.
Auch in Zürich sind achtlos weggeworfene Zigarettenstummel ein Problem. Gegen das Littering haben die Behörden eine Busse von 120 Franken verhängt. Doch die wenigsten Raucher werden dabei erwischt. Nun will die Stadt Ab-hilfe schaffen. Seit Ende August stehen auf der Blatterwiese beim Zürichhorn Einweg-Aschenbecher zur Verfügung. Diese kommen in knalligem Grün daher und sehen aus wie kleine Pommes-Tüten. In einem Behälter haben vier bis fünf Zigaretten Platz. Die Dispenser sind an allen Zugängen zur Wiese aufgestellt. Es stehen auch Plakate, die auf die Aktion aufmerksam machen. «Hol dir ein Einweg-Aschenbecher für deine Zigistummel, danke!», steht darauf. Das Pilotprojekt dauert bis Ende Oktober und wird danach ausgewertet. «Herumliegende Zigarettenstummel stören, Einweg-Aschenbecher sind einen Versuch wert, um diesem Ärgernis entgegenzuwirken», sagt Tobias Nussbaum, Sprecher von Entsorgung und Recycling Zürich (ERZ).
ERZ misst während des Versuchs die Sauberkeit auf der Blatter-wiese. Pro Messung wird die Anzahl Zigarettenstummel auf rund 30 Quadratmetern gezählt und auf die Fläche der ganzen Wiese hochgerechnet. «Es wird sich zeigen, ob das Pilotprojekt eine signifikante Verbesserung bewirkt», sagt Nuss-baum. Die Blatterwiese sei ein beliebter Ort zum Verweilen. Besonders auf dem Spielplatz, wo Kinder spielen, würden Zigarettenstummel erheblich stören. Auch das Wohl der Tiere liege der Stadt am Herzen.
Der Feldversuch findet zurzeit auch in den Städten Aarau und Basel statt. In letzterer stehen die Boxen mit den Aschenbechern an ÖV-Haltestellen. Hinter der Aktion steht ein «runder Tisch gegen Zigaretten-Littering». Einberufen hat die Allianz das Bundesamt für Umwelt (Bafu) im Jahr 2022. Detailhändler wie Coop und Denner, Vertreter aus der Tabakindustrie wie Philip Morris und BAT sowie Organisationen wie die IG Saubere Umwelt und der Schweizer Bauernverband sind darin vertreten. Ist der Versuch erfolgreich, will das Bafu 2026 eine nationale Kampagne gegen Zigarettenstummel lancieren.
In Zürich kommt der Versuch gut an. Laut Tobias Nussbaum von ERZ reichte die erste Charge von 5000 Einweg-Aschenbechern nicht aus, man habe eine neue bestellen müssen. «Das zeigt, dass die Aschenbecher auf Anklang stossen.» Das Wegschnippen von Zigaretten sei ein verbreitetes Verhaltensmuster der Raucher, das wenig soziale Ächtung erfahre. Dementsprechend hartnäckig hält es sich. «Idealer-weise finden wir eine neue, wirk-same Massnahme, welche eine Verhaltensänderung bei den Rauchenden bewirkt und das Littering von Zigarettenstummeln reduziert», sagt Nussbaum.
Lade Fotos..