Feuchte Nasenschleimhäute helfen gegen Erkältungskeime
Zur kalten Jahreszeit gehören lästige Erkältungen und Grippeinfektionen. Was man dagegen tun kann, weiss die Zürcher Apothekerin Christina Gradisch.
Apothekerin Christina Gradisch berät einen Kunden. Bild: Stefan Müller
Zur kalten Jahreszeit gehören lästige Erkältungen und Grippeinfektionen. Was man dagegen tun kann, weiss die Zürcher Apothekerin Christina Gradisch.
Bei starkem Husten und Schnupfen denken viele gleich an eine Grippe. Warum?
Christina Gradisch: Dass beides oft miteinander verwechselt wird, ist nicht verwunderlich. Die Symptome sind sehr ähnlich. Ebenso die Art der Ansteckung, nämlich durch eine Tröpfcheninfektion. Eine Tröpfcheninfektion ist eine Ansteckung, bei der der Krankheitserreger aus dem Atemwegssekret der erkrankten Person auf die Schleimhäute anderer übertragen wird.
Und worin unterscheiden sich die beiden Erkrankungen?
Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass die Erkältung oder der «grippale Infekt», wie man auch sagt, und ein richtiger Grippeinfekt durch einen anderen Keim verursacht wird. Bei der Grippe sind es ausschliesslich Influenzaviren. Und bei einer Erkältung können es verschiedene Viren sein, häufig Rhinoviren. Ausserdem treten die Krankheiten sehr verschieden auf: Eine Grippe beginnt plötzlich und heftig, die Erkältung hingegen schleichend und langsam.
Wie sehen die Symptome aus?
Bei der Erkältung handelt es sich um eine unkomplizierte Atemwegsinfektion. Die Erkältung beginnt mit leichtem Halskratzen, es folgen Schnupfen, stärkere Halsschmerzen, Husten und Kopfschmerzen. Manchmal begleitet von etwas Fieber. Nach durchschnittlich zehn Tagen klingt die Infektion wieder ab. Bei einigen Personen kann der Husten noch eine Weile andauern. Dies ist nicht bedenklich. Wenn der Husten jedoch länger als vier Wochen andauert, sollte dies abgeklärt werden.
… und bei der Grippe?
Die Symptome kommen ganz plötzlich: mit hohem Fieber, das mehrere Tage anhalten kann. Mit dabei sind starke Halsschmerzen und Husten. Hinzu kommen Glieder- und Kopfschmerzen. In der Regel sind es also sehr ähnliche Symptome, aber viel intensivere. Bei Kindern kann die Grippe auch begleitet sein von Übelkeit und Erbrechen. Sie dauert durchschnittlich vierzehn Tagen, also länger als eine gewöhnliche Erkältung.
Wie sieht die Behandlung einer Erkältung aus?
Bei der Erkältung behandeln wir nur die Symptome. Zum Einsatz kommen Lutschpastillen, Hustensäfte, fiebersenkende Schmerzmittel. Sinnvoll sind hier auch pflanzliche Präparate wie zum Beispiel das Pelargonium-Wurzelextrakt, das antiviral wirkt. Das Präparat sorgt dafür, dass der virale Infekt schneller abklingt und milder verläuft.
Was macht man gegen die Grippe?
Da werden ebenfalls die Symptome behandelt und fiebersenkende Mittel eingesetzt. Man kann aber auch antivirale, nichtpflanzliche Medikamente für die Therapie nutzen. Diese kommen allerdings nur bei Risikopatientinnen und -patienten zum Einsatz, also vor allem bei älteren Personen, die verschiedene Krankheiten haben. Es gibt Einschränkungen: Diese Medikamente müssen nicht nur ärztlich ver-ordnet sein, sondern auch spätestens nach 36 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome eingenommen werden. In solchen Fällen sollte man immer rasch ärztliche Hilfe holen. Antibiotika kommen bei der Grippe nur dann zum Einsatz, wenn eine bakterielle Begleitinfektion hinzukommt. Generell empfehle ich bei jeder Art von Atemwegsinfekt: ausreichend körperliche Schonung, Bettruhe und genügend Flüssigkeitszufuhr.
Was lässt sich präventiv tun?
Regelmässiges Händewaschen sicher. Dadurch lässt sich das Ansteckungsrisiko deutlich verringern. Regelmässiges Desinfizieren ist nicht notwendig, wenn man die Hände gründlich wäscht. Wer die Hände doch desinfiziert, sollte dies am besten vor dem Händewaschen tun. Generell ist anzuraten, auch in den kalten Wintermonaten, körperliche Aktivitäten zu betreiben und vitaminreiche Ernährung zu sich zu nehmen. Im Winter trocknen die Schleimhäute stark aus, aufgrund der kalten Luft draussen und den geheizten Innenräumen. Aus diesem Grund lohnt es sich die Schleimhäute im Nasen- und Rachenraum regelmässig zu befeuchten mit speziellen Präparaten. Dies erschwert den Keimen den Körpereintritt über die Schleimhäute.
Wie wichtig ist denn eine Grippeimpfung?
Die Grippeimpfung empfehlen wir grundsätzlich allen Personen, vor allem aber Säuglingen ab sechs Monaten, Personen ab sechzig Jahren, Gesundheitspersonal und Menschen mit Mehrfacherkrankungen. Durch die Impfung können oft Folgeinfektionen wie Mittelohr- oder Lungenentzündungen verhindert werden. Sinnvoll ist es, sich jährlich impfen zu lassen.
Hartnäckiger Husten und Schnupfen können auch auf andere Krankheiten hindeuten.
Alle Atemwegserkrankungen haben ähnliche Symptome. Hinter einer vordergründigen Erkältung kann aber eine ernstere Krankheit stehen, zum Beispiel Covid oder eine Infektion mit aggressiven RS-Viren, die oft zu Hospitalisationen führen. Wenn übrigens plötzlicher Husten auftritt, kann auch mal ein neu verschriebenes Medikament die Ursache sein.
Nach der Pandemie haben sich viele Menschen angewöhnt, schon bei den leichtesten Symptomen zu Hause zu bleiben. Wie sehen Sie das?
Bei starkem Unwohlsein und Krankheitsgefühl sollte man besser zu Hause bleiben, vor allem dann, wenn Fieber im Spiel ist. Wer sich unsicher fühlt, fragt am besten bei einem Arzt oder einer Apothekerin nach.
Stefan Müller
Was kann ich gegen Schnupfen, Husten und Halsweh tun?
In erster Linie gilt es, gut auf den eigenen Körper zu hören:
- Sich Ruhe gönnen, keine Überanstrengungen
- Viel trinken
- Inhalieren mit warmem Dampf (mit ätherischen Ölen oder Kräuterzusätzen)
- Abschwellende Nasentropfen
- Lutschpastillen, zum Bespiel mit Salbei
- Vorsorglich: Nasen- und Rachenschleimhäute mit speziellen Präparaten feuchthalten
Wer unter anhaltendem Fieber, Ohrenschmerzen oder Atemprobleme leidet, sollte medizinische Hilfe holen – besonders ältere Personen oder bei auch Säuglingen.
MÜ
Lade Fotos..