Förderung und Motivation
Das Projekt «ChagALL» des Gymnasiums Unterstrass bietet ein beherztes Begleitprogramm für Jugendliche aus bescheidenen Verhältnissen. Sie werden schulisch gefördert und bestärkt. - Von Ginger Hebel
Das Projekt «ChagALL» des Gymnasiums Unterstrass bietet ein beherztes Begleitprogramm für Jugendliche aus bescheidenen Verhältnissen. Sie werden schulisch gefördert und bestärkt. - Von Ginger Hebel
Erstmals wurde der Zürcher Zukunftspreis verliehen. Eine sechsköpfige Jury bestehend aus drei Mitgliedern des Zürcher Kantonsrates und drei externen Fachpersonen hat drei Projekte in den Kategorien Lebenswerk, Persönlichkeit und Newcomer ausgezeichnet, darunter das «Kreis-Haus», «SimpleTrain» sowie das Stadtzürcher Projekt «ChagALL» des Gymnasiums Unterstrass. Alle erhielten je 16 000 Franken.
«ChagALL» bietet ein beherztes Trainings- und Begleitprogramm für Jugendliche aus bescheidenen Verhältnissen. Die meisten haben einen fremdsprachigen Hintergrund, einige haben eine belastende Flucht hinter sich oder stammen aus wirtschaftlich gebeutelten Ländern. Das Projekt hat in den 17 Jahren seit seiner Entstehung jährlich rund 24 Jugendliche kostenlos begleitet und schulisch in Fächern wie Deutsch, Englisch, Französisch, Mathematik, Natur und Technik gefördert. Schuldirektorin Eva Ebel freut sich über den Preis. «Mit dem Geld können wir einerseits das Engagement der Lehrpersonen finanzieren. Denn die Finanzierung erfolgt aktuell durch Stiftungen. In erster Linie ist dieser Preis aber ein Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung für unsere Arbeit und macht sie sichtbar.»
Viele Jugendliche schliessen ihre Schulzeit in der Sek A oder Sek B ab, obwohl sie das Potenzial und vor allem den Willen hätten, eine Mittelschule zu besuchen. Hier setzt das Projekt «ChagALL» an. «Wir unterstützen die Jugendlichen durch fachliche und persönliche Förderung, die Aufnahmeprüfung an ein Gymnasium oder eine Berufs- oder Fachmittelschule zu bestehen oder erfolgreich eine anspruchsvolle Berufslehre zu absolvieren.» Es wird jedoch nicht nur fachliche Unterstützung geboten. «Vielen Jugendlichen fehlt es an Selbstbewusstsein oder sie leiden unter Druck und Prüfungsangst. Es ist sehr wichtig, sie zu bestärken und ihnen auch zu sagen, dass man es ihnen zutraut», ist Eva Ebel überzeugt.
Jährlich bestehen etwa 70 Pro-zent der Jugendlichen aus dem «ChagALL»-Programm die Aufnahmeprüfung an eine Mittelschule, davon besuchen drei bis sechs pro Jahrgang das Gymnasium Unterstrass. Ohne diese Art von Unterstützung hätten sie ihr Ziel wohl nie erreicht. «Von den Schülerinnen und Schülern wird heute sehr viel verlangt. Die Anforderungen sind sehr hoch», weiss Ebel. Teure Nachhilfekurse können sich viele Eltern aber schlicht nicht leisten. Für Eva Ebel ist Bildung eine Herzensangelegenheit. «Es erfüllt mich mit Stolz, wenn ich sehe, wie wir Jugendliche erfolgreich auf ihrem schulischen Weg begleiten können.» Auch Lerntechniken werden vermittelt, Motivation und Selbstorganisation. Wer bei «ChagALL» mitmachen will, muss ein mehrstufiges Aufnahmeverfahren bestehen, dazu gehört auch ein sprachunabhängiger Intelligenztest. Somit wird insbesondere Jugendlichen mit fremdsprachigem Hintergrund Starthilfe geboten. Eva Ebel: «Unser Programm endet nicht mit der bestandenen Aufnahmeprüfung. Wir begleiten die Jugendlichen auch während der Probezeit und unterstützen sie auch anschliessend nach Bedarf bis hin zur Maturarbeit.»
Eva Ebel ist am Institut Unterstrass Dozentin für Religionen, Kulturen, Ethik. «Dieses Fach vermittelt in erster Linie gemeinsame Werte, die auch im Programm gelebt werden. Es geht um das Gemeinschaftliche und das Wissen, dass man zusammen viel erreichen kann, auch, wenn man gemeinsam lernt und die gleichen Ziele verfolgt. Das bestärkt.»
Lade Fotos..