Chilbi unter Druck
Der Schwamendinger Chilbi soll neu drei Tage dauern. Eine Petition fordert von der Stadt einen Gebührenerlass. - Von Pia Meier
Die Schwamendinger Chilbi: Das OK kämpft für den Status eines offiziellen Traditionsfests ohne Gebühren. Bild: Karin Steiner
Der Schwamendinger Chilbi soll neu drei Tage dauern. Eine Petition fordert von der Stadt einen Gebührenerlass. - Von Pia Meier
Die Schwamendinger Chilbi, die dieses Jahr am 6. und 7. September stattfindet, wird seit 1972 durchgeführt. «Die erste Chilbi lief noch unter dem Namen 'Chreis 12 Fäscht'», erzählt Alfons Nievergelt, Präsident des Quartiervereins Schwamendingen. Lediglich während der Corona-Pandemie fiel der Grossanlass aus. Die 50. Durchführung soll nun ein spezieller Anlass werden. «Sehr positiv ist, dass voraussichtlich alle Standplätze durch Vereine besetzt sind», so Nievergelt. Am Sonntag sei eine spezielle Attraktion geplant. Da diese jedoch noch nicht definitiv ist, will er sich noch nicht näher dazu äussern.
Kürzlich wurde eine Umfrage durchgeführt, ob die Chilbi nicht nur am Samstag und Sonntag, sondern auch am Freitagabend stattfinden soll. «Wir wollen damit den Vereinen die Möglichkeit geben, neben dem Samstag an einem zweiten Abend einen guten Umsatz zu erzielen», so Alfons Nievergelt. Die Rückmeldungen seien unterschiedlich, vor allem stelle es eine Herausforderung für die Vereine dar, genügend Personal zu finden, das am Freitag den Betrieb übernehmen würde. Doch mit 20 zu 15 Stimmen haben sich die Vereine für die Durchführung einer dreitägigen Chilbi entschieden. «Das OK wird nun die Bewilligungsgesuch bei der Stadt für drei Tage eingeben», so OK-Präsident RogerTognella.
Die Schwamendinger Chilbi, die vom Quartierverein zusammen mit den lokalen Vereinen durchgeführt wird, ist allerdings defizitär und belastet das Konto des Quartiervereins. Die Gründe sind vielfältig. «Aus Sicht der Einnahmen ist die Chilbi sehr moderat, die Vereine bezahlen lediglich 10 Prozent Umsatzabgaben. Dies mit dem Ziel, dass auch kleine Vereine mitmachen können», erläutert Nievergelt. «Im Gegenzug nehmen die städtischen Abgaben immer mehr zu. Die Ausgaben aufgrund diverser städtischen Auflagen wie Sicherheit oder Entsorgung und Recycling belasten im Wesentlichen das Budget.» Dazu kämen Mehrausgaben für den privaten Sicherheitsdienst.
Die städtischen Gebühren sind in Schwamendingen schon seit einigen Jahren ein Thema. Das OK und der Quartierverein wehrten sich immer wieder vehement dagegen. Sie forderten eine Gleichbehandlung mit Grossanlässen wie dem Knabenschiessen und dem Sechseläuten. Die sind gebührenfrei. Tatsächlich zahlte die Stadt im vergangenen Jahr den Veranstaltern der Schwamendinger Chilbi einen Teil der Gebühren zurück. Zufrieden sind sie aber dennoch nicht ganz: «Grundsätzlich ist es positiv, dass ein Teil der Gebühren erlassen wurde. Einige Gebühren mussten aber sehr aufwendig von verschiedenen Dienstabteilungen zurückgefordert werden. Leider wurden nicht alle Gebühren erlassen», betont Alfons Nievergelt. Das Problem sei vor allem, dass sie jedes Jahr wieder für einen Gebührenerlass als Bittsteller bei der Stadt vorsprechen müssten.
Schwamendinger Politikerinnen und Politiker haben deshalb eine Petition gestartet mit dem Ziel, die Schwamendinger Chilbi als gebührenfreies Traditionsfest analog dem Knabenschiessen und Sechseläuten zu definieren. «Die Schwamendinger Chilbi ist ein zentraler Bestandteil des kulturellen Lebens und trägt entscheidend zur Förderung des Gemeinschaftsgeistes und zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts bei», heisst es im Petitionstext. Die Chilbi biete eine wertvolle Gelegenheit für die Bewohnerinnen und Bewohner sowie die ansässigen Vereine, sich zu treffen, gemeinsam zu feiern und kulturelle Vielfalt zu erleben. Auch an der Chilbi selber werden Unterschriftenbögen aufliegen. Bis 8. September sollten die Unterschriften dem Quartierverein übergeben werden. Danach folgt eine offizielle Übergabe an den Stadtrat. «Alle Parteien und viele Vereine unterstützen unsere Petition», freut sich Kantonsrätin Birgit Tognella (SP), Initiantin der Petition.
Doch bereits drängt sich eine weitere Frage auf: Roger Tognella, der langjährige OK-Präsident der Schwamendinger Chilbi, will nach dieser 50. Ausgabe von seinem Amt zurücktreten. Geht es trotzdem weiter und wie? «Die Vereine und der Quartierverein haben den Willen, dass es auch in Zukunft eine Chilbi gibt», betont Quartiervereinspräsident Alfons Nievergelt. «Der Rücktritt von Roger Tognella hinterlässt sicherlich eine grosse Lücke. Er wird jedoch nicht ganz aus dem OK zurücktreten In einer Übergangszeit wird er es noch unterstützen.» Sie seien dran, ein Gespräch mit einem potenziellen Nachfolger zu suchen.
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